BLOG


by brigid

Dezember 10, 2023

hund festhalten

beim thema festhalten gehen die meinungen weit auseinander.
nämlich die meinungen zwischen menschen und hunden.

wir menschen mögen das festhalten sehr.
wir kuscheln und umarmen und empfinden das als zuwendung und nähe.

anders der hund:
manche hunde kuscheln zwar auch gern, miteinander oder mit dem menschen.
doch die pfoten lassen sie dabei, wo sie hingegehören.
sie suchen körperkontakt ohne festzuhalten.

kuscheln ohne hände

der unterschied liegt auf der hand:
hunde haben keine hände, mit denen sie halten oder gar festhalten können.
menschen schon.

wir haben als primaten nicht nur die greifhand entwickelt,
sondern auch einen klammerreflex für diese greifhand in die evolutionsgeschichtliche wiege gelegt bekommen.
daher klammern und halten wir gern.

der hund aber nicht.
er ist kein primat, hat keine greifhände und empfindet das festgehalten werden;
als einschränkung,
als stressig.
womöglich sogar als gefährlich (weil er keine fluchtmöglichkeit mehr hat).

als zuwendung kommt das festhalten beim hund daher nicht gerade an.
man sehe sich nur die vielen fotos von umarmten hunden (und ihren verzweifelten gesichtsausdruck) an!

dazu kommt noch ein gravierender lerneffekt:

fixieren für unangenehmes

was tun wir immer dann, wenn der hund eine unangenehme prozedur nicht freiwillig über sich ergehen lassen mag?

genau: festhalten.

der hund wird festgehalten, damit wir ihm die pfoten säubern oder die ohren kontrollieren können,
er wird fixiert, damit der tierarzt ihn untersuchen oder behandeln kann,
ja, selbst beim bürsten oder geschirr anlegen wird der hund immer wieder gehalten, damit er ruhig stehen bleibt.

es ist ja „notwendig“, oder?
hmmm.

natürlich sind pflegehandlungen oder der tierarzt notwendig.
nicht notwendig ist in den meisten fällen das festhalten, wenn wir dem hund einfach beibringen,
zumindest bei routinehandlungen still zu halten.

(wie man dem hund das beibringt, ist demnächst thema im fachwebinar „kein stress mit krallenschneiden, ohren putzen & co“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst)

festgehalten wird der hund auch in irgeneiner form (am geschirr, an kurzer leine, körperlich…),
damit er nicht an der leine pöbelt, andere menschen anspringt oder ähnliches.

es gibt also eine fülle an situationen, in denen der hund lernt:
festhalten heißt, es passiert was unangenehmes.
oder was sehr unangenehmes.

wie soll er da das festhalten lieben lernen,
das ihm als hund sowieso eher fremd ist?

die ausnahme

eine ausnahme aber gibt es.

bei manchen – längst nicht bei allen! – hunden wirkt das sachte halten an der brust beruhigend.
dabei wird der hund nicht fest umarmt und gedrückt,
sondern der mensch legt ihm beide arme um die brust und hält ihn zurück.

der eine oder andere hund schafft es so, eine aufregende begegnung etwas ruhiger zu bewältigen
als ohne dieses gehalten werden vom menschen.

meist sind es eher unsichere hunde und/oder sehr gestresste hunde,
die sich sonst vor lauter stress kaum selber spüren und denen dieser zusätzliche halt etwas hilft.

auch hier aber gilt:
besser ist es allemal, das eigentlich problem anzugehen, und sich nicht aufs halten alleine zu verlassen.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.