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by brigid

November 26, 2023

hund allein bleiben

allein bleiben fällt so manchem hund nicht leicht.
kein wunder, wir haben es ja mit hochgradig sozialen lebewesen zu tun,
die intensive bindungen zu anderen – nicht nur artgenossen – eingehen.

(was sich darauf für – häufig auch verkannte – soziale bedürfnisse ergeben, besprechen wir demnächst genauer im neuen webinar „soziale bedürfnisse von hunden“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst (kostenlos):

da sind die trennung von den familienmitgliedern und das alleinbleiben nicht immer leicht zu verkraften.

während es zum glück viele hunde gibt, die damit problemlos klar kommen
und – man hat den verdacht – ein paar stunden ungestörten schlafes alleine genießen,
gibt es die anderen, denen alleinbleiben stress macht.

stress mit allein bleiben

jedenfalls dann, wenn es häufig oder länger allein bleiben müssen.
oder wenn sie selber gerade eine stressige phase haben und daher anhänglicher sind.

da zerlegt dann der gestresste junghund, der bislang problemlos allein bleiben konnte, den halben hausrat,
oder nach der übersiedelung heult der hund die nachbarschaft zusammen, obwohl ihm früher alleinbleiben nichts ausmachte.

dabei reden wir noch nicht mal von jenen hunden, die echte trennungsangst haben,
also unter einer verhaltensstörung leiden, die sie in panik verfallen lässt, wenn sie allein bleiben müssen.
oft schon, wenn man nur den müll rausträgt.

sie verfallen in zerstörungswut im haus, werden unsauber, bellen stundenlang
oder versuchen sich durch türen zu beißen oder aus dem fenster zu springen, um zu ihrem menschen zu kommen.

da scheint es naheliegend, dem hund gesellschaft zu organisieren
und einen zweiten hund ins haus zu holen.

zweiter hund?

was in einem einzigen fall funktionieren kann, in allen anderen zum scheitern verurteilt ist.

haben wir es mit einem hund zu tun, der nur mit hunden aufgewachsen ist,
der womöglich aus einer streunerpopulation kommt und dem menschen mit vorsicht begegnet,
dann fühlt der sich mit einem zweiten hund in aller regel wesentlich sicherer.

eine bindung zu mindestens einem menschen geht er dennoch ein,
das liegt in der hundenatur.

wie eng diese bindung ausfällt und wie sehr der hund seine sicherheit von diesem menschen
oder von der gesellschaft anderer hunde bezieht, kommt dann drauf an.

in jedem fall muss der zweite hund mit dem ersten sehr gut verträglich sein.
er muss selber sehr souverän und entspannt sein und ein eher phlegmatisches naturell haben,
damit er sich von der anspannung und der angst des ersten nicht so leicht anstecken lässt.

vorsicht ansteckungsgefahr!

die chance, einen derart resilienten zweiten hund zu erwischen, ist eher gering.
das risiko, dass der stress oder die angst des ersten hundes auf den zweiten überspringen, ist jedenfalls höher.

angst wirkt nämlich ansteckend.

in freier wildbahn macht das auch sinn:
wenn einer sich fürchtet, muss irgendwas gefährlich sein
und man tut gut daran, selber auf der hut und wachsam zu sein.

die mit der angst einhergehende aufregung springt sowieso über.
es fällt schwer, neben einem gestressten, unruhigen anderen völlig gechillt zu bleiben.

da aufregung und angst evolutionär gesehen eine wichtigere funktion haben (nämlich das akute überleben zu sichern),
werden sie rascher übertragen als ruhe und sicherheit.
auch wenn das moderne leben nicht mehr die akuten gefahren bereithält, auf die der hund von der natur geprägt ist.

kann es trotzdem gut gehen?
in seltenen fällen ja, in den meisten aber nicht.

ursachen angehen

das liegt nicht zuletzt daran, dass der zweite hund an den ursachen für den trennungsstress nichts ändern kann.

die liegen nämlich entweder im allgemeinen stresspegel des hundes,
der dazu führt, dass er unsicherer und anlehnungsbedürftiger wird.
wenn man pech hat, steigert der zweite hund den stresspegel noch weiter,
weil er unruhe ins haus bringt und die beiden hunde sich womöglich gegenseitig hochschaukeln.

andererseits ist das alleinbleiben für den hund wegen der trennung von seiner menschlichen bindungsperson ein problem.
die wiederum kann der zweite hund nicht ersetzen.
so wie ein kleiner bruder oder eine schwester in der abwesenheit der eltern ein schwacher trost für das kind ist,
wenn es vor angst und trennungssschmerz heulend in der ecke sitzt.

ein zweiter hund mag im günstigsten fall mildernd wirken,
in vielen fällen wenig bringen und
im ungünstigsten fall hat man danach zwei hunde mit trennungsproblemen statt nur einem.

wenn der hund probleme mit dem allein bleiben hat,
müssen die ursachen der probleme angegangen werden,
um dem hund helfen zu können.
ein zweiter hund kann das nicht übernehmen, das muss man schon selber tun.

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.