auch wenn man noch so aufpasst, es kann vorkommen: der hund rennt weg.
und man kann rufen, was man will, er reagiert nicht.
oder – was besonders nervt – er bleibt stehen,
wirft einem kurz einen blick zu und beschließt dann:
ne, danke, ich mach lieber mein eigenes ding.
winkt einem zum abschied nochmal freundlich zu (oder zeigt einem den sinnbildlichen stinkefinger)
und weg ist er.
wie reagiert man nun richtig?
ärger, sorge oder verzweiflung bringen einen ja nicht weiter.
das wissen, dass man das hätte vermeiden sollen auch nicht.
klar ist es 1000x besser, wenn es einem gar nicht passiert, dass der hund weg rennt
(tipps dazu gibt es übrigens demnächst im neuen (kostenlosen) webinar „3 tricks, wie der freilauf besser klappt“)
aber es ist nun mal passiert, wie reagiert man jetzt richtig?
das kommt jetzt drauf an…
wegrennen ist nicht gleich wegrennen
es gibt ja unterschiedliche formen von wegrennen und dementsprechend können sich die strategien, wie man darauf reagiert, unterscheiden.
1. der schnelle sprint in sichtweite
da gibt es erstens die hunde, die kurz durchstarten,
wenn was spannendes auftaucht, und dann nicht mehr hören.
dazu reichen entweder die impulskontrolle oder der trainingsstand vom rückruf (noch) nicht aus.
sie bleiben aber in sichtweite, laufen meist auch gar nicht so weit weg
und haben jedenfalls nicht die absicht, sich ihrem menschen zu entziehen.
wenn die verlockung wieder verschwindet, ist der hund auch gleich wieder da.
von sich aus.
der grund ist ja weg:
das wildtier war schneller und der hund hat gar keine jagdveranlagung, sondern reagiert nur auf die bewegung.
der andere hund in der ferne ist wieder verschwunden (oder auch nicht, was dann blöder ist)
der spannende geruch hat sich in luft aufgelöst (oder war was essbares, das inzwischen verzehrt ist).
bei hunden dieser kategorie kommt oft noch ein weiterer grund dazu,
warum sie schnell wieder zu ihrem menschen zurücklaufen:
ab einer bestimmten entfernung von ihrem menschen fühlen sie sich zunehmend unsicher
und kehren daher lieber um.
wie reagieren?
eigentlich muss man in diesem fall erst mal gar nichts tun.
genau das ist auch schon die größte schwierigkeit für den menschen.
man weiß, dass der hund auf den rückruf nicht reagieren wird und ruft trotzdem.
mit dem ergebnis, dass man sich den rückruf nach ein paar mal so richtig kaputt gemacht hat.
und die diversen anderen signale, die man hinterherschickt gleich mit.
ist abwarten, bis der hund wiederkommt, keine option –
zum beispiel weil er zu einem anderen hund oder einem fremden menschen hinrennt –
dann hilft nur eines: so schnell wie möglich (und schweigend!) hinterher
und zusehen, dass man den hund an die leine kriegt.
danach ist dann noch genug zeit, sich beim anderen menschen (mit oder ohne hund) zu entschuldigen
und dann das weite zu suchen.
2. das kurze abtauchen im gebüsch
äußerlich ähnlich gelagert ist der fall,
wenn der hund beim spazierengehen nur kurz ins gebüsch abtaucht
und gleich danach wieder da ist.
aber vorsicht!
dieses verhalten sieht zwar ähnlich aus wie das oben geschilderte,
vielleicht sogar harmloser, weil der hund dabei üblicherweise langsamer unterwegs ist,
es kann aber deutlich heiklere motive haben.
liegt es nämlich nicht daran, dass im gebüsch überall fressbares liegt, das der hund einsammelt,
oder daran, dass er grundsätzlich nicht auf dem weg bleibt, sondern immer überall rumschnüffelt
(übrigens beides verhaltensweisen, die man aus unterschiedlichen gründen ebenfalls angehen sollte),
dann steckt dahinter der auftakt zu einem größeren problem:
der hund ist am stöbern.
stöbern aber ist die erste stufe des jagdverhaltens.
beim jagdverhalten aber gilt: wehret den anfängen!
in sich genommen hat das stöbern schon die tendenz, mehr zu werden.
wenn es dem hund dann noch gelingt, wirklich mal ein wildtier aufzustöbern,
dann setzte er klarerweise hinterher oder erwischt es womöglich gleich
und hat einen jagderfolg, der ultimative belohnungskick!
der mensch darf sich dann intensiv mit anti-jagd-training beschäftigen…
wie reagieren?
ähnlich wie bei der kategorie 1 bringt es auch hier nichts,
den hund zu rufen, wenn er darauf nicht hören würde.
wenn der rückruf gut klappt, dann wäre es sinnvoll, ihn schon zu rufen,
bevor er im gebüsch abtaucht.
ist es mal passiert, bleibt einem nur noch,
hinter ihm ins gebüsch zu tauchen und ihn möglichst rasch an die leine zu nehmen
– und zwar in aller ruhe und gleichmut, egal wie man sich grade fühlt.
dann direkt zurück auf den weg und erst mal ein wenig an der leine laufen.
3. das abhauen für längere zeit
die größte sorge des menschen wird dann wahr,
wenn der hund weg rennt – irgendwas hinterher oder weil er seinen eigenen weg geht –
und dann halbe ewigkeiten verschwunden bleibt.
das können 15 minuten oder 5 stunden sein,
es kommt einem immer ewig vor und klar hat man dann angst um seinen hund,
die mit jeder minute größer wird.
tun kann man herzlich wenig –
außer der hund hat einen tracker dran,
dann kann man wenigstens auf der app verfolgen, wo er sich grad rumtreibt.
wie reagieren?
die schwierigkeit besteht darin, nun zu entscheiden,
wohin der hund zurückkehren wird, wenn er so weit ist:
an den standort, von dem er abgehauen ist?
zurück zum auto (wenn man mit dem auto zum spaziergang aufgebrochen ist)?
zurück nach hause?
das hängt nämlich ganz vom hund ab.
die meisten laufen zurück zum standort, weil ihrer logik nach der mensch ja dort sein müsste.
blöd nur, wenn der dort nicht mehr ist,
sondern seinerseits den hund suchend durch die landschaft irrt.
hat man einen guten ausblick und eine klare richtung, in die der hund verschwunden ist,
kann man versuchen ihm zu folgen und ihn immer wieder zu rufen.
das rufen dient dabei dazu, dem hund eine akustische orientierung zu geben,
damit er einen schneller wieder findet.
es ist kein rückruf – daher auch nicht das rückruf-signal verwenden,
sondern den hundenamen oder irgendwas anderes, mit dem man den hund auf sich aufmerksam machen kann.
wenn jemand zuhause ist (oder man jemanden mobilisieren kann, dort nachzuschauen),
dann bescheid geben, damit die ausschau nach dem hund halten und sofort melden,
falls er zuhause auftaucht.
sehr viel mehr kann man in der lage nicht machen,
außer danach lange und gründlich darüber nachdenken,
wie man mit besserem training verhindern kann, dass es jemals wieder dazu kommt.
wenn der hund wieder da ist…
früher oder später ist es soweit:
der hund steht wieder vor einem.
in einem selber brodeln die emotionen –
und genau die sollen sich jetzt nicht über den hund ergießen.
das zurückkommen soll ja nicht unangenehm sein für ihn:
also auf gar keinen fall schimpfen oder strafen!
kein rüdes an die leine nehmen und ab marsch bei fuß
oder sonstige aktionen.
andererseits wollen wir den hund klarerweise fürs wegrennen nicht belohnen,
daher nicht freudig empfangen und vor lauter erleichterung kekse verteilen.
wenn man den hund irgendwie doch belohnen möchte,
vielleicht weil er auf einen späten rückruf doch kam
oder weil er zielstrebig einen haken auf uns zu geschlagen hat,
dann jedenfalls noch eine andere übung dazwischenschieben:
ein platz oder einen trick verlangen und den belohnen.
(und im kopf behalten, dass der hund daraus eine verhaltenskette bilden könnte).
das wichtigste ist aber:
ruhig bleiben, gleichmütig den hund anleinen (jedenfalls für ein stück)
oder stattdessen neben sich nehmen, weitergehen ….
und drüber nachdenken, wie man das in zukunft in den griff kriegt.
(tipps dazu gibt’s dann im oben schon angesprochenen webinar)