es sollte eine fixe regel in der hundeerziehung geben:
zuerst kommt das fördern, dann erst das fordern.
nur zu oft geschieht es anders rum oder das fördern entfällt gleich ganz.
was damit gemeint ist?
nun, stell dir irgendeine situation vor, in der der hund nicht macht, was er soll.
sagen wir er springt an besuchern hoch oder zieht an der leine.
diese momente fallen uns deswegen auf, weil der hund eine anforderung an ihn nicht erfüllt:
also an lockerer leine laufen oder sich bei besuchern ruhig zu verhalten.
er macht nicht, was er soll und das stört uns.
macht er das, um uns zu ärgern?
natürlich nicht.
er macht es, weil wir etwas von ihm fordern, was er nicht leisten kann.
entweder in diesem moment nicht oder gar nicht.
und das ist das sicherste zeichen, dass wir das pferd falsch herum aufgezäumt haben.
es fehlt das element fördern, das vorher kommen muss.
wir nicht richtig angefangen (wie im letzten blog-artikel beschrieben)
und es dem hund nicht leicht genug gemacht.
der trick besteht ja darin, dem hund das „richtige“ verhalten so leicht zu machen,
dass er kaum anders kann und jedenfalls nicht anders will, als das richtige zu machen.
mehr tipps für mehr leichtigkeit für hund und mensch gibt es demnächst in der kostenlosen neuen masterclass „hunde erziehen mit leichtigkeit“, zu der du dich gleich hier anmelden kannst:
richtig fördern
das fördern können wir uns vorstellen als einen prozess aus drei schritten:
1. anleiten:
wir zeigen dem hund zuerst, wie das geht, was wir von ihm erwarten.
oftmals müssen wir die aufgabe dazu in teilschritte unterteilen und den hund schritt für schritt anleiten, wie das gewünschte verhalten geht.
beim tricktraining ist uns das ganz klar, bei den alltagsaufgaben gilt das aber genauso!
2. bestätigen
ob etwas richtig oder nicht richtig, also unerwünschtes verhalten, ist, kann der hund nur an einem erkennen:
dem ergebnis, das er damit erzielt.
also unserer reaktion oder einer konsequenz, die sich in seinem umfeld ergibt.
eine quelle unendlicher missverständnisse!
denn für den hund ist so ziemlich jede reaktion von unserer seite eine form von belohnung,
weil er ja aufmerksamkeit bekommt.
wir können hundertmal „nein“ sagen, der hund wird es trotzdem als bestätigung verstehen
und das jeweilige verhalten daher schön beibehalten, obwohl es das letzte war, was wir wollten.
richtig fördern kann man den hund nur, wenn das feedback passt.
wenn wir tatsächlich nur bestätigen, was wir haben wollen
(und den rest ignorieren oder vermeiden)
und wenn wir peinlich genau darauf achten,
dass auch nichts und niemand aus der umgebung ihn für unerwünschtes verhalten belohnt.
kleiner tipp: solange es ein unerwünschtes verhalten gibt, steckt irgendwo noch eine bestätigung drin!
3. erfolge ermöglichen
damit der hund bestätigt werden kann, muss er erst mal das richtige machen.
ihn genau dazu zu kriegen, ist der job des menschen!
das geht ja noch ganz einfach, wenn wir dem welpen ein sitz beibringen
oder einen hund über eine bodenhindernis lotsen.
es gilt aber genauso, wenn der hund ein problem mit menschen am zaun hat,
wenn er an der leine pöbelt oder den rückruf als nett gemeinten vorschlag versteht.
auch dann müssen wir erst mal ein „richtiges“ verhalten aus ihm rauskitzeln,
damit wir es belohnen können.
das erfordert umsicht, gutes management der jeweiligen situation und geistige flexibilität – vom menschen wohlgemerkt.
wir müssen dabei auch im auge behalten, ob der hund überhaupt in der lage ist, etwas richtig zu machen.
ob seine tagesverfassung, seine konzentration, sein erregungspegel oder seine stimmungslage das überhaupt zulässt.
zum fördern gehört auch, dass der hund zuerst in die lage versetzt wird, etwas zu lernen oder auszuführen,
bevor man sich ans üben macht.
kleiner tipp: wenn beide – hund wie mensch – am ende mit einem erfolgserlebnis da stehen,
ist man meist auf dem richtigen weg.
warum fordern?
das fördern alleine reicht allerdings nicht.
es dem hund immer nur ganz leicht machen, führt dazu, dass man nicht weiter kommt.
ein gewisses maß an fordern gehört auch dazu.
gemeint ist damit, dass man regelmäßig
– die anforderungen einer übung etwas steigert
– mehr ablenkungen mit einbaut
– neue aufgabenstellungen angeht
das ganze natürlich gezielt, mit plan und ohne überforderung.
das fordern bzw. das anheben der anforderung hat mehrere wichtige funktionen:
1. spannung
eine übung wird schnell langweilig, wenn man immer nur das selbe macht.
sie zu variieren und schrittweise schwieriger zu machen,
sorgt dafür, dass es nicht langweilig wird
und der hund an der aufgabe wachsen und selbstbewusstsein aus seinen lernerfolgen gewinnen kann.
2. alltags-fitness
die meisten aufgaben der hundeerziehung machen wir ja, weil der hund das im alltag braucht.
der alltag bewegt sich aber nicht immer auf einfachem niveau, sondern hält auch große ablenkungen parat.
auf die muss der hund vorbereitet sein, sonst klappt es nicht.
was hat man schon davon, wenn der hund nur in der hundeschule hundert meter schön an der leine läuft,
aber zuhause schon von der haustür weg zerrt oder bei begegnungen in die leine springt?
es muss daher jede übung in den anforderungen schrittweise so weit gesteigert werden,
bis man auch schwierige alltagssituationen bewältigen kann.
3. resilienz
wenn ein hund keine erfahrung damit hat, etwas auch mal schwierig oder knifflig zu finden,
kommt er mit dem leben weniger gut zurecht.
er ist schneller frustriert oder verunsichert und kann mit aufregung nicht gut umgehen.
es nützt dem hund also nicht, ihn immer nur in seiner komfortzone zu lassen –
in der die wenigsten hunde übrigens von sich aus bleiben würden (ausgenommen angsthunde).
er darf und soll gern immer mal wieder ein wenig gefordert werden, neues lernen oder schwierigere übungen ausführen.
wenn das entsprechend aufgebaut ist, macht das sogar spaß!
kann nur sein, dass dazu der mensch seine komfortzone verlassen muss…
im dritten teil der kleinen serie an profi-tipps verrate ich nächste woche dann drei erfolgsgeheimnisse fürs hundetraining.
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