wenn wir uns in der hundeerziehung irgendein thema oder eine übung vorknüpfen,
dann haben wir dabei entweder das gewünschte ergebnis deutlich vor augen –
dass zum beispiel der hund aufs rufen sofort und ohne zu zögern kommt –
oder aber wir haben ein konkretes problem wie leinenpöbeln, das wir möglichst schnell los werden wollen.
so weit so menschlich.
fatal ist daran, dass uns diese bilder dazu verleiten, völlig falsch anzufangen.
in der regel nämlich möglichst „nah“ an diesem bild.
was aber so dann nicht funktioniert.
weil hunde so nicht funktionieren.
wir machen damit dem hund das leben und vor allem das lernen viel schwerer als nötig
und uns selber auch.
vermutlich fühlt sich das nur deswegen so stimmig für uns an,
weil wir davon ausgehen, dass lernen was mühsames ist und man sich dinge im leben hart erarbeiten muss.
so funktionieren hunde aber auch nicht.
sie lernen spielend leicht und entscheiden sich lieber für den leichteren weg.
wie man das konzept „leichtigkeit“ in die hundeerziehung integrieren
und dadurch deutlich einfacher zu erfolgen kommen kann,
damit beschäftigen wir uns demnächst ausführlicher in der brandneuen masterclass „hunde erziehen mit leichtigkeit“.
die masterclass ist kostenlos und du kannst dir deinen platz gleich hier reservieren:
für heute wollen wir uns erst mal mit einem konkreten tipp beschäftigen,
der die antwort auf eine der schwierigeren fragen gibt:
wo fängt man am besten an?
damit man nicht in die oben geschilderte falle tappt –
also gleich beim gewünschten ziel oder direkt am leidigen problem anzufangen –
hilft es, die folgenden drei punkte zu beachten:
1. anfangen mit dem, was der hund schon kann
es widerspricht auf den ersten blick völlig unserer intuition,
dass wir mit etwas anfangen sollen, was der hund ohnehin schon kann,
wenn wir mit ihm doch was neueres oder eine fortgeschrittenere stufe einer bestehenden aufgabe üben wollen.
aber genau das ist nötig.
beim menschen heißt es ja nicht umsonst „dort abholen, wo jemand steht“
und das gilt für hunde ganz gleich.
man sucht sich also von der übung, die man aufbauen will,
jenen schritt aus, den der hund bereits kann.
nehmen wir das leinegehen als beispiel.
unser ziel ist es natürlich, dass der hund die ganze zeit an der locker durchhängenden leine geht
und sich pro spaziergang nicht öfter als ein oder zweimal „vergisst“, wenn was besonders spannendes auftaucht.
wenn wir mit der erwartung starten und dann jedesmal korrigieren,
wenn der hund anfängt die leine zu spannen oder gar zu zerren,
erleiden wir allerdings schiffbruch.
wir müssen dort anfangen, wo der hund es richtig macht.
wenn er nur ein paar schritte an lockerer leine laufen kann,
dann fangen wir mit den paar schritten an und belohnen ihn für diese paar schritte
(immer wieder und steigern dabei allmählich die schrittzahl).
schafft der hund gar nur ein oder zwei schritte an der lockeren leine,
dann fangen wir mit denen an
(und nehmen außerdem eine längere leine!)
dahinter stecken drei wichtige prinzipien:
erstens gilt für hunde (wie für alle anderen lebewesen) das „lernen am erfolg“ als prinzip.
dazu muss der hund aber erst mal einen erfolg haben, nämlich mit dem von uns gewünschten verhalten.
nur dann kann er feststellen, dass er damit am besten durchs leben kommt.
der erfolg ist in dem fall unsere belohnung und die tatsache, dass er weiter kommt.
zweitens bekommen wir dadurch die chance, dem hund ein korrektes feedback zu geben.
woher soll er denn wissen, was „richtig“ ist, wenn wir das nicht in genau dem moment belohnen?
wenn wir zu spät anfangen und der hund daher zu wenig oder gar nichts richtig macht,
dann haben wir erst gar nicht die chance, ihn fürs gewünschte verhalten zu belohnen
und laufen sogar gefahr, durch unsere reaktionen aufs unerwünschte verhalten das noch weiter zu bestärken.
drittens schließlich sorgen lernfortschritte und erfolgserlebnisse für motivation.
einerseits beim hund – der daraufhin die übung viel lieber und freudiger macht –
und andererseits bei uns menschen, die auch sichtbare fortschritte brauchen,
um mit freude dran zu bleiben.
2. anfangen, wenn der hund aufmerksam ist
ein sprachlich nicht ganz so feiner spruch lautet recht zutreffend:
wer mit dem hinterteil des hundes spricht, ist im a***
soll heißen:
es ist völlig sinnlos, auf den hund einzureden oder ihm hinterher zu rufen,
wenn der grad gar nicht hört.
es ist sogar ziemlich schädlich, weil der hund den menschen dadurch schnell in die kategorie
„unwichtiges bedeutungsloses gelaber“ einordnet.
da wollen wir eher nicht landen.
die aufmerksamkeit ist ein begrenzt verfügbares gut.
daher kann der hund nicht immer und ohne entsprechendes training mit voller aufmerksamkeit beim menschen sein.
ohne aufmerksamkeit kann aber kein lernen stattfinden.
(jedenfalls nicht das lernen der gewünschten übung).
wir müssen also immer zuerst mal schauen,
dass der hund auf uns und unsere signale aufmerksam und beim üben bei der sache ist.
nur dann bringt das ganze etwas.
ist die aufmerksamkeit nicht da, dann ist das ein zeichen dafür
– dass die sache zu schwierig
– die ablenkung zu hoch
– oder der hund überfordert, gelangweilt oder zu aufgeregt ist.
man muss dann erst mal eine situation finden, wo man die aufmerksamkeit des hundes wieder hat.
vielleicht in einer anderen umgebung oder zu einem anderen zeitpunkt.
und wenn es heißt, zuerst mal im wohnzimmer anfangen….
das passt uns zwar nicht immer in den kram und der versuch,
die aufmerksamkeit des hundes entweder durch locken (keksi in der hand) oder durch druck zu erzwingen,
liegt nur zu nahe. es bringt nur nichts.
3. anfangen mit guter belohnung
ein kleiner trick zum schluss:
für den anfang einer neuen übung braucht man deutlich bessere belohnung als sonst.
es klingt banal, wirkt aber wie zauberei.
wie oft mir nicht schon angeblich unmögliche hunde an der leine, die nur nach kräften zerren würden, vorgestellt wurden,
die mit leckeren wurststückchen oder hühnchen plötzlich wunderbar freudig bei der sache waren
und die leine ja doch locker lassen konnten!
natürlich ist die tolle futterbelohnung meist unpraktischer als irgendwelche trockenkekse.
sie soll auch keinesfalls auf ewig verfüttert werden.
doch den anfang einer neuen übung wollen wir extra spannend machen,
das erlernen von etwas neuem ist anstrengend und muss sich daher wirklich lohnen für den hund.
also holen wir uns mit guter belohnung die motivation für die aufgabe.
nimmt der hund auch die guten leckerchen kaum an, dann wissen wir, dass er nicht lernbereit ist.
wird er davon allerdings zu gierig und so hektisch, dass er sich kaum mehr konzentrieren kann,
dann war die futterbelohnung ein wenig zu toll und wir fahren sie ein paar stufen zurück.
wenn wir uns vor augen halten, dass wir am anfang einer übung dem hund nicht nur beibringen,
was er denn wie machen soll,
sondern dass wir auch eine emotionale färbung, eine stimmung in die übung hineintrainieren,
dann wird klar, warum eine spannende belohnung so wichtig für die motivation des hundes ist.
der heutige profi-tipp war der erste in einer kleinen serie von drei profi-tipps. nächste woche geht es dann weiter mit der richtigen gewichtung von fordern und fördern in der hundeerziehung. am besten den blog gleich abonnieren, damit du die nächsten artikel nicht verpasst!