es liegt im wesen des hundes, dass er manchmal auch „verbotenes“ ausprobiert.
verboten ist das ja nur nach den regeln der menschenwelt,
weil wir uns vor was ekeln, es für gefährlich halten oder nicht haben wollen.
für den hund ist das ja erstmal nur interessant oder eben normales hundeverhalten.
trotzdem gibt es natürlich dinge, die wir nicht zulassen können –
weil sie für den hund gefährlich werden können –
oder nicht zulassen wollen, weil sie für andere unangenehm
oder aber für uns selber unpassend sind.
denn selbstverständlich dürfen wir regeln festlegen
und dafür sorgen, dass der hund sie einhält.
allerdings machen wir das oft ziemlich harsch und über strafe,
also so, wie wir den hund eigentlich nicht erziehen wollen
und wie er auch nicht besonders gut lernt.
das hat zwei ursachen:
erstens unsere eigene situation in dem moment,
denn wir ärgern uns ja oder erschrecken uns gar.
unser impuls ist dann im übertragenen sinn eine „nein, bloss nicht“.
diser impuls ist für den hund nur nicht rasend verständlich,
er kriegt nur die einschüchterung mit, die damit einhergeht.
zweitens liegt das daran, dass uns nichts besseres einfällt
als „aus, pfui, lass das…“ oder ähnliches zu brüllen.
das wird ja auch immer noch so unterrichtet
und viele glauben, ohne ein abbruchsignal funktioniert hundeerziehung gar nicht.
stimmt übrigens nicht.
daher wollen wir uns heute fünf alltägliche situationen hernehmen
und anschauen, wie wir statt mit strafreiz und druck
das ganze ganz freundlich um mit positivem lerneffekt lösen können.
1. „pfui“
will der hund unterwegs etwas fressen, was er gefunden hat,
oder sogar im haus was essbares klauen,
ist die übliche reaktion ein „pfui“, manchmal auch ein „lass das“.
gemeint ist damit: lass das liegen oder spuck es wieder aus.
der effekt: der hund schnappt es trotzdem und schlingt es schnell hinunter,
er rennt damit weg oder er ist so eingeschüchtert, das er es liegen lässt.
in erster linie lernt er: wenn ich was tolles hab, wird mein mensch ungut,
also möglichst heimlich ran an das zeug und den menschen meiden.
eine bessere alternative:
wir bringen dem hund ein „tauschen“ bei,
bei dem er lernt, auf signal alles freudig und begeistert aus dem maul fallen zu lassen
oder gar nicht erst aufzunehmen, weil er vom menschen dafür belohnt wird.
ob das signal dafür „tauschen“ oder irgendwas anderes ist, tut dabei weniger zur sache.
entscheidend ist die begeisterung für die übung, die mit hineintrainiert wird.
und die sicherstellt, dass der hund sich nicht schnell was heimlich schnappen muss.
für alle hunde, die bereits ein aufmerksamkeitssignal eingeübt haben,
gibt es eine noch bessere variante:
sieht man, dass der hund was fressbares ansteuert, dann kommt schnell das aufmerksamkeitssignal,
der hund wendet sich daraufhin zum menschen um (und weg von dem fressbaren teil!)
und kann dafür belohnt – und notfalls angeleint oder kürzer genommen – werden.
problem gelöst.
(ps: wer noch kein wirklich verlässliches aufmerksamkeitssignal hat, kann mit der kostenlosen online „aufgepasst-challenge“ gleich eines aufbauen, hier anmelden).
2. „runter“
springt der aufgeregte hund an einem menschen hoch, erntet er dafür häufig ein „runter“
(oder auch „aus“ oder ähnliches), wenn man das unterbinden will.
gemeint ist damit: du sollst nicht am menschen hochspringen.
(man möchte ja normalerweise nicht, dass der hund erst hochspringt
und aufs signal „runter“ wieder runtergeht).
der effekt: der hund nimmt die reaktion als bestätigung fürs springen,
denn jede form von aufmerksamkeit – auch das „runter“ ist eine belohnung.
wird das noch von einem unwillkürlichen wegschieben mit der hand begleitet,
ist das ganz gleich noch ein lustiges kleines spiel.
die aufregung im hund steigt damit noch weiter,
das anspringen wird eher zunehmen als weniger werden.
eine bessere alternative:
wenn man sich kommentarlos umdreht und den hund völlig ignoriert,
wenn er einen anspringt, und dann wartet,
bis alle vier pfoten wieder auf dem boden sind, bevor der hund aufmerksamkeit bekommt,
dann kann man ihn für das erwünschte verhalten bestätigen statt fürs unerwünschte hochspringen.
noch besser ist es natürlich, den hund gleich zu einem sitz aufzufordern,
bevor er noch springen kann, und ihn dafür zu belohnen
und ihm damit überdies beizubringen, dass er sich vor einen hinsetzt,
wenn er was möchte.
will man verhindern, dass der hund fremde menschen nicht anspringt,
muss man ihn dazu nur (mit leine, über signale, durch wegsperren von der eingangstür,….)
daran hindern, überhaupt so nah an die anderen menschen ran zu kommen, dass er springen könnte.
3. „aus“ beim bellen
wenn der hund jemanden anbellt oder einfach drauf los bellt,
kommt üblicherweise als reaktion ein „aus“.
gemeint ist: wir hätten gerne, dass der hund mit dem bellen aufhört.
und in wirklichkeit möchten wir, dass er in dieser situation erst gar nicht bellt.
der effekt: das „aus“ kommt in der regel recht lautstark,
weil wir das hundegebell ja übertönen wollen.
damit ist einiges an druck dahinter, den der hund als aufregung wahrnimmt,
was seine eigene aufregung noch weiter bestätigt.
ausserdem wirkt natürlich jedes „aus“ sowie auch jede andere reaktion aufs bellen
als bestätigung für das verhalten (wie schon beim thema „runter“ vorher beschrieben).
wer das bellen regelmäßig belohnt, darf sich aber nicht erwarten, dass es dadurch weniger wird.
im gegenteil.
die bessere alternative:
wenn wir dem hund beibringen wollen, dass er in bestimmten situationen still bleiben soll,
dann sollten wir auch das still sein belohnen.
das heißt: wir konzentrieren uns auf jenen augenblick,
wo ein „störenfried“ schon auftaucht, der hund aber gerade noch still ist
und belohnen ihn dafür. und belohnen ihn gleich wieder, dass er immer noch still ist.
wenn nötig schauen wir, dass wir abstand zum störenfried halten oder die situation geht ohnehin von selber vorbei.
haben wir den moment verpasst und können kein still-sein belohnen,
bleiben wir am besten selber still.
es bringt nichts, jetzt ein „aus“ oder „ruhig“ zu rufen
und wir wollen den hund ja nicht falsch belohnen.
4. „aus“ beim klauen
das „aus“ ist oft auch dann zu hören,
wenn der hund etwas geschnappt hat, was er in haben soll
oder wenn er etwas im maul hat (wie ein spielzeug oder dummy) und es nicht abgegeben will.
kleiner hinweis am rande:
es sollte uns zu denken geben, dass wir für die unterschiedlichsten situationen
immer das selbe signal „aus“ verwenden.
signale sind immer eindeutig und nicht „mehrzweck“,
es verrät nur, dass wir etwas so nicht haben wollen.
gemeint ist damit in diesem fall: gib das her, was du im maul hast.
oder aber: du darfst das nicht haben!
der effekt:
der hund gibt das ding trotzdem nicht her und man muss es ihm halb aus dem maul ringen,
dann haben wir ein lustiges zerrspiel daraus gemacht oder aber der hund beginnt, das ding ernsthaft zu verteidigen.
das „aus“ kann auch dazu führen, dass der hund sich mit einem geklauten ding in sicherheit bringt
und wir ein – für ihn ebenfalls lustiges – nachlaufspiel anfangen.
sehr häufig entsteht auf diese weise ein sehr nachhaltiges aufmerksamkeitsheischendes verhalten.
die bessere alternative:
wenn wir mit dem hund bereits ein „tauschen“ (wie oben unter punkt 1 angesprochen) aufgebaut haben,
gibt es das problem nicht, dass der hund etwas nicht hergibt.
allerdings kann es trotzdem sein, dass er gegenstände mopst,
weil er es lustig findet oder um das „tauschen“ machen zu können.
für diesen fall hilft es dann nur,
eine zeitlang nichts in reichweite des hundes liegen zu lassen,
was er nicht gefahrlos haben kann –
und was man super ignorieren kann, wenn er sich das schnappt.
dann merkt er nämlich, dass niemand auf sein aufmerksamkeitsheischendes klauen mehr einsteigt.
5. „weg da“
kommt der hund ans backrohr oder zu nahe zum rasenmäher,
springt er unerlaubterweise aufs sofa oder ins bett
oder geht und steht er sonst wo im weg herum und wo wir ihn grad wirklich nicht brauchen können,
bekommter ein „weg da“ (oder unfreundlichere varianten davon) zu hören.
gemeint ist: hier jetzt nicht, halte dich woanders auf.
der effekt ist in der regel enden wollend, wenn man dabei halbwegs freundlich bleibt.
der hund nähert sich dem menschen und erntet daraufhin ansprache,
was soll er daran schon schlimm finden?
fällt das „weg da“ deutlicher aus und wird es von entsprechender körpersprache begleitet,
dann weicht der hund sehr wohl zurück – weil er grade aktiv eingeschüchtert wurde.
was gar nicht notwendig wäre.
die bessere alternative:
warum dem hund nicht sagen, wohin er denn gehen soll?
er kann schlecht auf seinen liegeplatz gehen und einem gleichzeitig in die quere kommen.
man kann ihn auch viel freundlicher auf seine decke schicken
als ihn von sich wegzudrängen.
in manchen situationen reicht auch ein freundliches „sitz + bleib“
(vorausgesetzt das „bleib“ funktioniert verlässlich)
und das problem ist gelöst.
man sieht also: es geht auch anders!
und das relativ einfach.
vorausgesetzt, man hat die alternative parat und reagiert nicht blindlings aus der eigenen emotion heraus.
der tipp dafür: mal kurz durchdenken, in welche situationen der eigene hund gelegentlich bringt,
und überlegen, mit welcher alternativen variante man das ganz entspannt lösen kann.