BLOG


by brigid

November 13, 2022

ungeschickter hund

wir kennen ihn alle:
den ungeschickten hund, der mit einer körperdrehung den halben wohnzimmertisch abräumt,
der beim rumtoben schon mal stolpert oder sich sogar die pfoten verletzt
oder der denkspielen oder geschicklichkeitsübungen  nicht lang fackelt und das spielfeld durchpflügt.

das mag einem harmlos vorkommen oder sogar zum lachen bringen,
vieles ist auch nicht weiter schlimm.
doch natürlich macht das auch mit dem hund was!
das wiederum sollte uns nicht egal sein.

wie geschickt ein hund sich bewegt,  wie gut er seine bewegungen koordinieren kann
und wie gut sein körpergefühl ist, hat viel mit seinem wohlbefinden und seiner gelassenheit zu tun.

(wie man das körpergefühl ganz einfach verbessern kann, dazu gibt es demnächst mehr praktische tipps – gleich zum selber ausprobieren – im neuen webinar „in deiner hand: die magische wirkung der sanften berührung“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst (kostenlos):

geschicklichkeit und ein gutes körperliches gleichgewicht 
sind vor allem wichtig, wenn der hund
– etwas unsicher oder ängstlich ist, weil er durch besseres gleichgewicht mehr sicherheit gewinnt
– zu hektischem und hibbeligem verhalten neigt, weil er durch geschicklichkeit mehr gelassenheit aufbaut.

woran liegt es nun, dass manche hunde elegant jedes noch so kleine hindernis nehmen
während andere schon über die eigenen pfoten stolpern?

 

ungeschickter hund

 

1.  „fehlende“ hinterbeine

es gibt hunde, die tatsächlich kaum eine vorstellung davon haben,
dass sie auch hinterbeine besitzen und wie weit ihr körper hinter den schulterblättern noch reicht.
das kann an raschem wachstum bei großen rassen, an schonhaltungen oder diverse andere ursachen liegen,
die ein schlechtes körpergefühl mit sich bringen und dazu führen,
dass der hund die hinterbeine nicht in seine körperwahrnehmung integriert hat.
sie „fehlen“ sozusagen.

wenn man nun gar nicht weiß, dass man insgesamt über vier pfoten verfügt,
fällt es naturgemäß schwer, die gezielt und geschickt zu setzen.
wie auch?

bei diesen hunden kann man oft beobachten,
dass sie bodenhindernisse mit den vorderpfoten zwar geschickt bewältigen,
aber irgendwie auf die hinterbeine „vergessen“ und daher schwierigkeiten haben.
oft reagieren sie auch sehr sensibel oder fast verwundert auf berührungen an der hinterhand.

2. falsches tempo

wer schnell-schnell macht, es immer eilig hat oder hektisch unterwegs ist,
der plagt sich mit geschicklichkeit ganz schön.

das geht uns menschen nicht viel anders:
am öftesten fällt uns was runter, laufen wir wo dagegen oder geht was schief,
wenn wir’s eilig haben oder gestresst unterwegs sind.

ein kontrolliertes tempo ist für geschicklichkeit unabdingbar.
wird man zu schnell, steigt die ungenauigkeit und fehleranfälligkeit
(wenn man nicht vorher viel trainiert hat).

gestresste hunde neigen besonders dazu, zu flott unterwegs zu sein.
drum helfen ihnen langsame bewegungen und geschicklichkeitsübungen ja,
mehr gelassenheit zu entwickeln.

oft liegt es aber auch am menschen,
der dem hund die diversen hindernissen und übungen
am anfang nicht in aller ruhe und mit langsamen tempo zeigt,  sondern selber hektisch ist.

3. mangelnde übung

das bringt uns zum nächsten punkt:
der übung und routine, die ein hund hat.

es macht natürlich einen unterschied,
ob der welpe schon von klein auf unterschiedliche untergründe kennengelernt hat,
ob der junghund darin angeleitet wurde, bodenhindernisse gezielt zu bewältigen
und sich im gleichgewicht und konzentriert zu bewegen.

man kann von einem hund, der in einem tierheimzwinger aufgewachsen ist
oder zeit seines lebens nur flaches freiland kannte,
nicht erwarten, schlagartig zur geschickten bergziege zu mutieren.

geschicklichkeit ist eine frage der übung
und der schulung von (anfangs) langsamer bewegung.

4. genetische grobmotorik

ein gen für geschicklichkeit gibt es zwar nicht,
aber klarerweise spielt die genetische grundausstattung des hundes eine gewisse rolle.

der körperbau und das allgemeine temperament prägen auch die bewegungsart.
wo die einen als muskelbepackte bulldozer durch die landschaft pflügen,
gleiten die anderen wie ballerinas auf sanften pfoten durchs leben.

das ist völlig in ordnung so und einfach zu akzeptieren.
allerdings können beide typen (und alle anderen)
im rahmen ihrer körperlichen grundausstattung gefördert und geschickter werden.

5.  körperliche probleme

nicht vergessen wollen wir, dass körperliche probleme hinter der ungeschicklichkeit stecken können.

das können einerseits angeboren faktoren sein, wie wir so vor allem bei qualzuchten
oder diversen fragwürdigen rassestandards finden.
wenn die hinterhand des schäferhundes so steil abfällt,
dass er nur mit stark gewinkelten hinterbeinen durchs leben schleicht,
ist er damit naturgemäß weniger  geschickt und elegant unterwegs.
(von allen anderen problemen mal ganz abgesehen).

vorsicht ist besonders dann geboten, wenn die ungeschicklichkeit erst später auftritt
und sich entweder schleichend entwickelt oder akut auftritt.
dafür sind häufig probleme im bewegungsapparat die ursache,
die man jedenfalls tiermedizinisch anschauen und ggfs. therapieren lassen muss.
da geht’s dann ja nicht mehr bloß um die geschicklichkeit, sondern um die gesundheit des hundes.

zum glück gibt es inzwischen viele und gute möglichkeiten,
den hund durch hundeturnen, bodenarbeit und geschicklichkeitsübungen gezielt in seiner körperkooperation zu unterstützen.

am leichtesten gelingt das dann, wenn der hund davor schon gelernt hat, seinen körper zu spüren.
wie das geht und was man jederzeit selber zu hause machen kann, verrate ich dann im webinar „in deiner hand: die magische wirkung der sanften berührung“.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.