wenn der junghund nicht so tut, wie er soll,
dann nennen das die einen flegelphase,
die andern zucken die schultern und schieben’s auf die pubertät
und immer noch gibt es ein paar, die sorge haben,
dass er nun gleich rangordnung und weltordnung in frage stellen wird.
fakt ist, dass die meisten junghunde irgendwann zwischen 6 monaten (bei den kleineren rassen)
is hin zu 18 monaten (bei den ganz großen) eine phase haben,
in der sie plötzlich „schwerhörig“ sind, aufsässig werden
oder schlicht durch unaufmerksamkeit glänzen.
bei manchen geht’s vorbei, nicht wenige nehmen das noch in die nächsten lebensjahre mit.
was ist da los?
ist das wirklich die biologie?
stellt einen der jungspund tatsächlich in frage?
eines gleich vorweg:
es gibt keine „rangordnungsphase“
das gerede von diversen „rangordnungsphasen“ oder „rudelordnungsphasen“
(die manche bereits beim 13 – 16 wochen (!) alten welpen ansetzen)
kann man getrost vergessen.
es kommt aus jenen ecken,
wo man sich die hundewelt immer noch nach der längst widerlegten rangordnungs-theorie erklärt.
(was es mit der dominanz beim hund auf sich hat, ist hier nachzulesen).
wenn herr oder frau jungspund signale tunlichst ignoriert
und den eigenen beschäftigungen nachgeht, hat es mit rang genau gar nichts zu tun.
das liegt an ganz anderen faktoren.
und – überraschung – die pubertät spielt nur eine untergeordnete rolle.
was ist also los mit den jungen hunden?
1. die angesammelten erziehungsfehler
es ist ja nicht so, dass der junghund von einem tag auf den anderen aufsässig wird.
er ist nicht montags der superaufmerksame und folgsame hund,
der auf jedes wort und jede geste gleich reagiert,
und wacht am dienstag auf und ist unansprechbar,
zeigt seinen menschen den stinkefinger und streikt.
es kommt uns nur manchmal so vor.
eben noch war da der niedliche welpe, der nichts falsch machen konnte,
jetzt stehen wir „plötzlich“ vor dem einjährigen junghund,
der uns hängen lässt.
einen kleinen teil steuert die pubertät bei,
weil der umbau in körper und kopf den hund blockiert.
einen großen teil haben wir aber selber erarbeitet:
der hund hat längst schon gelernt, dass nicht immer gilt, was wir ansagen.
dass er nicht jedesmal auf unsere signale hören muss,
dass die ohnehin wiederholt werden, dass er sie ignorieren kann
oder eine zögerliche oder späte, halbherzige ausführung auch noch reicht
(und manchmal sogar die selbe belohnung bringt).
sprich: die kleinen schlampigkeiten in der hundeerziehung und im alltag haben sich summiert
und fallen uns nun auf den kopf.
überall dort, wo wir eine übung nicht genau genug aufgebaut
oder nicht ausreichend gefestigt haben,
wo wir vom hund zu viel oder im falschen moment was verlangt haben,
da hat der hund gelernt: ich mach’s halt anders und das funktioniert mindestens genauso gut.
die ersten kleinen unschärfen fallen uns kaum auf,
es stört ja auch nicht weiter, wenn der hund mal nicht gleich kommt
oder nur gelegentlich ein wenig an der leine zieht.
doch im lauf der zeit hat der hund immer öfter mit unerwünschtem verhalten seine erfolgserlebnisse,
bis wir dann den salat haben:
der hund hört nicht, kommt nicht, tut nicht…
und macht dafür allerlei blödsinn, den keiner brauchen kann.
da hilft dann die hoffnung, dass „die pubertät schnell vorbeigeht“ nichts,
denn die geht zwar vorbei,
die erziehungslücken und schlampereien verschwinden aber nicht von selber
und können sich sogar zu richtigen problemen auswachsen.
(ein paar wichtige tipps dazu gibt es übrigens demnächst im kostenlosen webinar „3 grundlagen, die jeder hund braucht (und viele nicht haben)“, für das du dir gleich hier einen platz reservieren kannst:
2. der aufgebaute stresspegel
unrund läuft der hund auch noch aus einem anderen grund
(manchmal auch schon deutlich vor der eigentlichen flegelphase):
sein erregungspegel ist im lauf der wochen und monate immer weiter gestiegen
und hat sich zu einer chronischen stressbelastung entwickelt.
die führt nun dazu, dass der hund sich tatsächlich schwer konzentrieren kann,
dass er schnell überdreht, impulsiv handelt , sich leicht aufregt
und gleichzeitig nicht mehr ansprechbar ist.
stress wird ja durch alles neue, durch veränderungen im leben und durch alles aufregende ausgelöst.
genau das macht aber das leben des hundes in den ersten wochen und monaten aus:
er übersiedelt aus dem wurf in sein neues zuhause,
lernt unzählige neue dinge, gegenden, menschen und hunde kennen
und vieles davon ist total aufregend.
kein wunder also, dass sich stresshormone im hundekörper ansammeln
und irgendwann das fass einfach voll ist
(falls der mensch nicht die ganze zeit sehr bewusst gegengesteuert hat.).
kommen dann noch die hormone beim junghund dazu,
ist es oft der letzte tropfen, der das fass zum überlaufen bringt.
übrigens ist das auch der grund,
warum die flegelphase beim jungrüden meist ausgeprägter verläuft
als bei der junghündin.
beim rüden schaukeln sich testosteron und stresshormone gegenseitig hoch,
drum hat’s die hündin ohne testosteron etwas leichter.
von selber vergeht auch die stressbelastung eher nicht,
das „wächst sich nicht aus“, sondern erfordert vernünftiges stressmanagement.
manche hunde müssen ruhe und entspannung erst wieder lernen.
3. die angeknackste beziehung
wenn man da so einen „schwerhörigen“ jungspund vor sich hat,
der nicht recht will und tut, gibt’s eine logische reaktion des menschen:
man legt ein wenig nachdruck in seine aufforderungen.
oder etwas mehr nachdruck.
man versucht, irgendwie mehr kontrolle zu bekommen.
mit der kurzen leine, mit abmahnungen oder mit korrekturen.
so richtig zu helfen, weiß man sich oft nicht.
den frust und den ärger darüber kriegt der hund nicht nur mit,
sondern des öfteren auch ab.
was dazu führt, dass der die schotten dicht macht
oder sogar ins meideverhalten geht.
bei einem hund, der sowieso grad viel eigenständiger wird,
als er noch vor ein paar wochen war.
der sich in der welt – auch ohne den menschen direkt neben sich zu haben – viel sicherer fühlt,
wirkt sich das denkbar mies auf die beziehung aus.
da werden aus den nunmehr genervten bis verzweifelten erziehungsbemühungen des menschen
schnell beziehungskiller – für mensch wie hund.
mit einer angeknacksten beziehung geht aber erstens in der erziehung schon gar nichts mehr,
und zweitens wollte das doch keiner so.
natürlich heißt das nicht, dass dein junghund dich nun nicht mehr liebst und du ihn nicht.
es schwindet nur die bereitschaft, sich an dir zu orientieren
und das gemeinsame üben empfinden meist beide deutlich mühsamer als es sein müsste.
die „aufsässigkeit“ in folge von schief gelaufener kommunikation
und einer angeschlagenen beziehung verschwindet genauso wenig von selber,
wie die anderen beiden ursache –
sie hängt sogar untrennbar mit ihnen zusammen.
es heißt also: schauen, dass man die erziehung (wieder) auf eine freundliche und produktive basis kriegt,
damit die beziehung sich positiv entwickelt und man zu dem super-team zusammenwächst,
das wir uns alle wünschen.
nicht falsch verstehen:
die pubertät gibt es selbstverständlich.
es ist eine entwicklungsphase, die objektiv ein paar herausforderungen mit sich bringt.
unterm strich allerdings sind die anderen gründe fürs „flegelhafte“ verhalten der jungehunde viel umfangreicher.
vor allem aber kann man sie entweder vermeiden oder muss sie beheben,
denn von selber vergeht wirklich nur die pubertät.