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by brigid

August 28, 2022

wenn man vom leinegehen redet, haben viele menschen ein völlig falsches bild im kopf.
sie denken, der hund muss dabei direkt neben ihnen laufen.

das ergebnis ist in der regel fatal:
damit der hund nicht zu weit vorne läuft, nimmt man die leine ganz kurz….


und der hund zieht an der leine,
weil er gar nicht anders kann.

selbst wenn die leine halbwegs lang gelassen wird
und der hund tatsächlich halbwegs gut auf höhe des menschen mitläuft,
hat man dann oft das problem,
dass der hund zieht, kaum dass er etwas mehr länge kommt
und vor einem laufen darf.

was ist da los?

schauen wir uns zuerst an, was NICHT das problem ist.
entgegen noch immer weit verbreiteter leidiger theorien.

vergesst die dominanz

es liegt jedenfalls nicht daran, dass der hund dominant wäre
und deswegen unbedingt vor dem menschen laufen möchte.

die rangordnungsgeschichte muss generell gründlich hinterfragt werden,
keinesfalls aber spielt es beim leinegeen eine rolle.
das ist ausschließlich eine frage des leinentrainings und der impulskontrolle des hundes.

(tipps zum leinentraining gibt es übrigens noch bis heute abend in der aufzeichnung vom webinar „leinegehen leicht gemacht: 3 simple tipps gegen’s ziehen“, die du gleich hier anfordern kannst (kostenlos):

ob der hund vor, neben oder hinter dem menschen läuft,
hängt ausschließlich von seinem tempo ab.

ist er eher gemächlich unterwegs oder schnüffelt er viel,  läuft er gleichauf oder zockelt hinterher.
läuft er ein normales hundetempo (und ist die leine lang genug), läuft er vor dem menschen.
einfach weil hunde normalerweise deutlich schneller gehen als menschen.
mehr muss man da wirklich nicht hinein interpretieren.

das grosse missverständnis

das problem entsteht ganz wo anders:
in der hundeschule und in den vorstellungen, die wir von leinenführigkeit haben.
da taucht sofort das bild des hundes im obedience-training auf,
der am knie von herrchen oder frauchen klebt und brav seine wendungen geht.

das hat aber nichts mit leinengehen zu tun.
das ist eine völlig andere übung: das fussgehen!
(über die sinnhaftigkeit dieser form des fussgehens will ich mich hier gar nicht erst auslassen).

fussgehen heißt: 
der hund lernt eine bestimmte position einzuhalten,
nämlich auf höhe des menschen.
das kann er mit oder ohne leine machen, je nach trainingsstand.

das fussgehen ist außerdem sehr anstrengend,
weil der hund sein tempo stark drosseln und exakt an den menschen anpassen muss.
viele hunde sind dabei gezwungen, ihre individualdistanz zu unterschreiten
und dem menschen zu nahe auf die pelle zu rücken.

leinegehen hingegen heißt: 
der hund lernt, sich an der leine so zu bewegen, dass die immer locker durchhängt.
und zwar egal, ob die leine 1 meter oder 10 meter oder 20 meter lang ist.
nicht die position entscheidet,
sondern das leinengefühl – locker oder mit beginnender spannung.

wenn ein hund das beherrscht,
kann er problemlos auch an der kurzen leine direkt neben dem menschen laufen, ohne zu ziehen.
genauso wie er an der schleppleine locker unterwegs ist und nicht zieht.

auch das leinegehen erfordert ein drosseln des tempos –
umso mehr, je kürzer die leine und je schneller von natur aus der hund ist.
er hat aber mehr spielräum für ein paar schnellere und dann wieder langsamere schritte,
fürs mal kurz stehenbleiben und schnüffeln und dann wieder aufholen,
dadurch ist es nicht so mühsam wie das fussgehen.

vorausgesetzt, das leinentrianing wurde korrekt aufgebaut.
was uns zum zweiten großen missverständnis bringt:

was der hund unter leinegehen versteht

der hund lernt an der leine nur zu schnell etwas falsches.
er denkt zum beispiel, dass er an der leine ziehen muss,
weil er an einer ausziehleine geführt wird und anders gar nicht weiterkommt
oder weil er zieht, der mensch brav mitgeht und er mit dem ziehen daher am besten weiterkommt.

will man das nicht haben, landen viele im „stopp & go“.
man bleibt stehen, wenn der hund zieht, wartet bis er locker lässt und geht dann erst weiter.
aus hundeperspektive sieht die übung aber anders aus:
ans ende der leine laufen, kurz warten, wieder ans ende der leine laufen, wieder warten…..

dass es darum ginge, die leine locker zu lassen, hat der hund nicht begriffen,
(weil es ihm nicht richtig beigebracht wurde, nicht weil er zu dumm dafür wäre).

dann gibt es noch die, die zwar an lockerer leine laufen können,
aber nur an einer bestimmten leinenlänge.
sie haben gelernt, den radius der leine einzuhalten, zum beispiel die häufige länge von 1,5m
(die übrigens für die meisten hunde viel zu kurz ist, mehr zum thema leine hier),
hat man eine längere oder kürzere leine, verfallen sie aber ins ziehen.

sie haben nämlich auch nicht gelernt, dass es darum geht,
die leine locker zu halten,
sondern nur, einen bestimmten radius um den menschen nicht zu überschreiten.

was lernt der hund im leinentraining?

es lohnt sich also, genau hinzuschauen,
was der hund eigentlich lernt,
wenn man denkt, man bringt ihm das leinegehen bei.

auch ein blick auf die eigenen reaktionen zahlt sich aus:
welche wirkung haben sie beim hund?
(nicht welche absicht hat man als mensch)

nehmen wir ein beispiel:
der hund zieht und der mensch ruft von hinten: langsam!
zieht er genauso weiter, dann hat er das als bestätigung und anfeuern missverstanden.
lässt er sofort die leine locker, dann weiß er zumindest, was gewünscht ist.
zieht er jedoch sofort wieder, dann hat er womöglich eine verhaltenskette gebildet und denkt:
„ich muss ziehen, damit mein mensch was sagt, dann lass ich locker, werde dafür gelobt. 
und damit mein mensch wieder was sagt und mich wieder lobt, muss erst wieder ziehen.“

beim leinentraining sind die kenntnisse der lernregeln des hundes
und das achten auf einige entscheidende details besonders gefordert.
ein paar wichtige tipps dazu gibt’s im oben genannten webinar.
noch besser ist, man baut das leinengehen gleich vernünftig mit einem passenden kurs auf.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.