es ist wieder die jahreszeit, in der sie zuschlägt: die gewitterangst beim hund.
statt sommerfreuden stehen blitz und donner und die angst davor auf dem programm.
warum manche hunde davon eher betroffen sind als andere, lässt sich oft nicht eindeutig heraus finden.
es reicht ein paar mal ordentlich erschrecken vor dem donner in einer heiklen phase der welpenentwicklung
oder ein schlimmes erlebnis, das der hund mit dem gewitter verknüpft.
manche sind von natur aus sensibler und geräuschempfindlicher
und anderen ist sowieso alles von oben nicht ganz geheuer.
auch die stärke der gewitterangst ist von hund zu hund unterschiedlich ausgeprägt.
wo der eine sich bloß unterm tisch in sicherheit bringt
oder draußen mit angelegten ohren immer schneller richtung heimat (oder auto zieht), ‚
bricht der andere in volle panik aus oder weigert sich, das haus überhaupt noch zu verlassen.
wer einen hund mit gewitterangst hat,
ist natürlich auf der suche nach abhilfe oder trainingstipps.
(davon gibt es übrigens einiges im webinar „gewitterangst beim hund“, das du gleich hier buchen kannst).
dabei stößt man immer wieder auf die empfehlung,
doch mit geräusch-CDs an der angst des hundes zu arbeiten.
bringt das wirklich was?
die idee und das prinzip, die dahinterstecken,
klingen aufs erste ganz gut und sind theoretisch auch nicht verkehrt.
das prinzip desensiblisierung
der hund soll nämlich schrittweise an das geräusch von gewitter, also das donnern. „gewöhnt“ werden.
genauer gesagt soll eine desensiblisierung stattfinden.
bei einer desensiblisierung arbeitet man mit einem auslöserreiz
(in unserem fall also dem donnern)
so, dass er grade noch keine reaktion auslöst.
der hund soll das geräusch also wahrnehmen,
aber noch relativ entspannt bleiben, weil es so schwach ist.
gleichzeitig koppelt man das geräusch mit etwas positivem,
tollem futter oder einer netten beschäftigung zum beispiel.
der hund soll dadurch das geräusch mit etwas positivem verknüpfen
(für die lerntheoretisch interessierten: ein gegenkonditionierung aufbauen).
nach und nach wird dann der reiz intensiver, also das geräusch lauter
und weil der hund es ja als was positives abgespeichert hat,
reagiert er auch darauf dann relativ entspannt oder gar neutral.
so weit die theorie.
in der praxis läuft das dann eher nicht so.
donner im wohnzimmer?
hunde sind ja nicht dumm.
sie wissen: der krachende himmel findet draußen statt,
das, was da im wohnzimmer zu hören ist, kracht zwar vielleicht auch ein wenig,
aber so ziemlich jeder halbwegs intelligente hund kann natürlich unterscheiden
zwischen „echt“ und ton-konserve.
nur weil was lauteres aus dem lautsprecher oder dem PC kommt,
verbindet er das nicht automatisch mit echtem donner oder gewitter.
reagiert der hund auch drinnen auf laute geräusche schreckhaft,
dann meistens nicht nur auf das donnergrollen vom tonträger,
sondern auf alle lauteren und unerwarteten geräusche.
in dem fall sollte man sich eher anschauen,
ob eine hohe stressbelastung oder eine generelle angst-thematik vorliegen.
da hilft dann eine geräusch-CD alleine wenig.
gewitter ist mehr als donner
das eigentliche problem mit gewittern liegt darin,
dass die ja nicht nur aus donner bestehen.
jeder, der einen hund mit gewitterangst hat, weiß,
dass der hund oft schon stunden vor dem gewitter nervös wird.
es liegt eine bestimmte spannung in der luft,
die elektrische spannung steigt,
vögel und insekten verhaltens ich anders als sonst,
der himmel zieht sich mit wolken zu,
windböen kommen auf, nachdem es davor unnatürlich windstill war,
wetterleuchten und blitze ziehen am horizont auf,
vielleicht setzt regen ein.
alles das löst die gewitterangst schon lange aus,
bevor noch der erste donner grollt.
selbst wenn der hund ursprünglich nur angst vor lautem donner hatte,
so lernt er von gewitter zu gewitter immer genauer,
was alles ihm das gefürchtete donnerkrachen ankündigt,
und er fürchtet sich auch davor schon immer mehr.
all diese verschiedenen elemente kann man aber nicht nachahmen
und schon gar nicht auf eine geräusch-CD packen.
drum ist die in wirklichkeit ziemlich wertlos.
gewitterangst sinnvoll angehen
hat ein hund nur milde gewitterangst,
dann kann man die zwar mit training angehen,
allerdings sollte man das von anfang an „in echt“ machen
(und sich die geräusch-CD sparen).
das prinzip der desensibilisierung kann man dabei durchaus nutzen.
zum beispiel bewusst rausgehen, wenn es nur ganz leise in der ferne grummelt
und der hund noch gut ansprechbar ist.
bei jedem leisesten grummeln fallen kommentarlos die tollsten leckerchen vom himmel.
ganz wichtig aber: bevor das grummeln lauter und dem hund doch zu viel wird,
gleich wieder reingehen und den hund sich in sicherheit bringen lassen!
das training muss wirklich langsam, behutsam und schrittweise aufgebaut werden,
sonst geht die sache nach hinten los.
(mehr im webinar „gewitterangst beim hund“)
das geld für die geräusch-CD ist jedenfalls in hundeleckerchen besser angelegt.