wenn der hund mit hundebegegnungen gewissse schwierigkeiten hat,
dann kann das unterschiedliche ursachen haben
(welche die sind, dazu mehr hier).
eines aber bleibt immer gleich:
um eine schwierige begegnung gelassen zu meistern,
braucht der hund gelassenheit und innere ruhe.
grad die hat er meistens nicht.
und mal ehrlich:
wenn man an kurzer straffer leine am anderen hund vorbeimarschiert wird
und das von einem menschen, der selber angespannt ist
und sich denkt „hoffentlich zuckt er nicht aus, hoffentlich geht’s gut“,
dann trägt das zur inneren ruhe ehe nicht bei.
an lockerer leine vorbeigehen wäre natürlich gleich was anderes,
doch genau das geht bei hunden, die schwierigkeiten mit begegnunge haben eben nicht.
also muss eine andere lösung her!
voila: sitzen und warten ist eine alternative, die wesentlich besser funktioniert.
und das hat gleich mehrere gründe:
1. ruhehaltung
das sitzen ist eine körperhaltung, die weniger aktiv ist als das gehen.
es gehört wie das liegen daher zu den sogenannten ruhehaltungen.
der organismus ist dabei automatisch ruhiger,
auf neurophysiologischer ebene findet weniger aktivierung statt als beim gehen oder gar laufen.
das sitzen ist in sich also schon eine entspannterte haltung als das stehen.
noch entspannter wäre ein „platz“, also ein hinlegen.
das aber ist für viele hunde mehr entspannung,
als sie in so einer situation aufbringen können
(oder aber vom menschen weniger gut geübt und daher nicht verlässlich abrufbar).
hinsetzen bringt also automatisch schon ein quentchen mehr ruhe in den hund.
2. konditionierte entspannung
wenn das sitzen und warten mit dem signal „bleib“ (oder einem anderen signalwort) richtig aufgebaut wurde,
dann hat der hund das von anfang an mit der einstellung „ach, da kann ich mal entspannen“ verknüpft.
das signal und das ausführen der übung haben beim hund also entspannung konditioniert.
die setzt dann automatisch ein, wenn man die übung wieder abruft.
aber achtung!
das gilt NUR dann, wenn das „bleib“ wirklich gezielt mit entspannung aufgebaut wurde,
was leider in den seltensten fällen zutrifft.
nur allzuoft wird es mit etwas nachdruck in der stimme,
mehrfachen wiederholungen des signals und unruhe aufgebaut.
mit dem ergebnis, dass der hund gern zu früh aufsteht, auf dem platz rumwetzt, an dem er ruhig sitzen sollte
oder innerlich angespannt wie eine feder nur darauf wartet, wieder freigeben zu werden.
wenn du das anders trainieren möchtest,
dann schau bitte mal den kurs „bombenfestes bleib“ an,
mit dem ihr garantiert zur konditionierten entspannung (auch unter ablenkung) kommt.
3. mehr zeit
für den hund ist alles umso aufregender, je schneller es geht.
drum sind ja genau die hundebegegnugnen,
wo einer unerwartet um die ecke biegt und plötzlich vor einem steht, so schwer.
wenn nun beide hunde bei einer begegnung aufeinander zu marschieren,
geschieht die annäherung doppelt so schnell,
wie wenn nur einer in bewegung ist,
und der andere sitzt und ihn auf sich zu bzw. an sich vorbei gehen lässt.
es mag uns wenig zeit erscheinen,
für den hund ist sie aber oft entscheidend.
er kann sich den anderen in ruhe anschauen,
er hat ein paar mehr sekunden geduld, die lage zu checken
und festzustellen, dass alles nicht so wild ist.
auch der mensch hat mehr zeit und – ganz wichtig – mehr gelegenheit,
den hund für ein noch ruhiges verhalten zu belohnen.
wenn man stattdessen schnell an der leine vorbei will,
gibt es da wenig zeit und vor allem wenig erwünschtes verhalten,
das man belohnen könnte.
4. mehr beschwichtigung
hundebegegnungen sind ja nicht zuletzt deswegen so schwer,
weil da zwei hunde ziemlich frontal aufeinander zu gehen.
was in der hundesprache schlicht unhöflich ist.
was die menschen am gehweg aber zu wenig kümmert.
setzt man nun seinen hund am wegrand ab,
dann nimmt man ihn buchstäblich aus dieser frontalposition heraus,
er ist ein wenig auf distanz oder sogar in der viel freundlicheren T-stellung zum entgegenkommenden hund.
und er hat wesentlich mehr möglichkeiten,
den anderen zu beschwichtigen –
und auch der gerät nicht in die notlage der frontalen annäherung
und kann seinerseits mehr beschwichtigen.
schon ist alles nicht mehr ganz so wild.
5. splitten
nicht zuletzt gibt das sitzen und warten auch dem menschen die möglichkeit,
sich in der trickkiste der beschwichtigungsgesten zu bedienen
und zum sogenannten „splitting“ zu greifen.
dabei schiebt sich einer physisch zwischen zwei andere,
um die spannung zwischen den beiden zu mildern
und als pufferzone zwischen den beiden zu wirken.
sitzt der hund am wegrand,
reicht ein schritt des menschen, mit dem man sich vor den hund stellt,
und schon ist man in einer splitting-position
und kann den eigenen hund ein wenig abschirmen.
versuch das mal einer im gehen!
das funktioniert nicht,
daher lieber sitzen und warten als strategie für die hundebegegnung nehmen.
einen sache muss man bei all dem allerdings bedenken:
das ganze klappt natürlich nur, wenn der hund sowohl das hinsetzen (signal „sitz)
als auch das ruhige sitzen bleiben (signal „bleib“)
gut und auf entspannte weise gelernt und geübt hat.
einer von vielen gründen, ein „bombensicheres bleib“ rechtzeitig aufzubauen.