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by brigid

Mai 15, 2022

suchspiele

die angst davor, dass leckerli suchspiele den hund dazu verleiten könnten, dass er anfängt, unkontrolliert alles mögliche vom boden zu fressen, hält viele davon ab, ihren hunden diesen schnüffelspaß zu bieten.

was ewig schade ist, weil ihnen damit den hund eine tolle aufgabe entgeht
und die menschen den nutzen dieser hundegerechteste form der geistigen auslastung nicht verbuchen können.

es gibt natürlich such-aufgaben, bei denen der hund nicht-fressbares suchen kann.
sie sind eine tolle alternative für jene, die wirklich nicht mit leckerlis als suchgegenstand arbeiten wollen.
ihr nachteil: sie sind komplexer und erfordern mehr knowhow im trainingsaufbau,
damit der hund auch wirklich spaß hat und die suche korrekt (!) über die nase läuft und was bringt.

(wer eine anleitung für gleich drei solcher komplexeren nasen-aufgaben ohne leckerli-suche möchte, findet sie im kurs „schnüffelnase“, schritt für schritt mit trainingsvideos und genauer anleitung).

einstieg in die nasenarbeit

allerdings bietet die leckerli-suche einen viel leichteren einstieg in die nasenarbeit,
sie ist automatisch motivierend für den hund und man erspart sich den trainingsaufbau für eine nicht-futterbasierte schnüffelaufgabe.
außerdem lässt sie sich immer und überall ganz einfach einbauen
und kann helfen, den hund auch rasch mal zur ruhe zu bringen.

dabei muss man übrigens nicht immer nur ein keksi verstecken, das der hund dann sucht.
es sind durchaus vielfältigere auchspiele mit leckerchen möglich.
drei beispiele dafür finden sich in den „drei schnüffelspielen“, die du gleich hier kostenlos (!) bestellen kannst:

was ist aber nun dran an der sorge,
dass der hund durch leckerli-suchspiele anfängt, unterwegs alles mögliche vom boden aufzunehmen?

hier sind drei argumente, warum die sorge unberechtigt ist.

1.  veranlagung zum schnüffeln

schnüffeln ist ganz normales hundeverhalten.
es ist ihre art, die welt zu erkunden
und – ja klar – futter zu finden.

wie sehr ein hund zur eigenständigen futtersuche neigt,
hat wenig mit leckerli-suchspielen und viel mit seiner vorgeschichte
bzw. mit seiner genetischen ausstattung zu tun.

stammt der hund direkt aus einer streunerpopulation,
dann liegt ihm das futtersuchen buchstäblich in der natur,
weil seine vorfahren nur dank dieses erfolgreichen verhaltens überlebt haben.

hat der hund eine vorgeschichte von hunger oder mangelernährung,
ist er meist auch zumindest eine weile deutlich mehr am futtersuchen interessiert,
als der durchschnittliche hund,
der sich von klein auf auf täglich reichlich gefüllte futternäpfe verlassen konnte.

bleibt unterm strich: 
ein hund, der dazu neigt, draußen fressbares zu suchen und aufzunehmen, macht das sowieso!
der braucht nicht erst durch suchspiele auf die idee gebracht zu werden.
das verhalten wird durch suchspiele nicht häufiger (vielleicht sogar weniger, siehe punkt 3)

mit dem hund zu üben, dass er draußen nichts ohne aufforderung vom menschen aufnimmt
oder aber dass er aufgenommenes gleich wieder ausspuckt, bleibt einem somit sowieso nicht erspart.
schnüffelspiele hin oder her.

2.  schnüffeln unter signalkontrolle

es gibt einen riesigen unterschied zwischen leckerli suchspielen und dem unerwünschten aufnehmen von fressbare

suchspiele folgen einem streng ritualisierten ablauf,
sie stehen unter signalkontrolle vom menschen
und können nur mit diesem gemeinsam gemacht werden
(was das interesse am menschen unterwegs erhöht).

ein suchspiel läuft üblicherweise ja so ab:
der hund sitzt oder liegt an einer stelle und wartet,
der mensch geht weg und versteckt das leckerchen,
der mensch geht zum hund zurück und gibt ihm das signal zum suchen.
dann erst geht der hund los und sucht.
und er weiß genau, dass er gleich zum menschen zurückläuft,
wenn er was gefunden hat,
denn nur dann geht das spiel weiter.

das suchen und gefundenes leckerli fressen steht also unter signalkontrolle.
der hund macht es nur auf die aufforderung vom menschen hin
und nur im rahmen des gewohnten such-rituals.

wenn der hund durch die suchspiele zu etwas motiviert wird,
dann dazu, den menschen öfter zu einem suchspiel aufzufordern
oder genauer im auge zu behalten, ob er was versteckt.
nicht aber dazu, auf eigene faust loszuziehen und fressbares zu suchen.

suchspiele

3.  (un) ausgelastetes schnüffelbedürfnis

schließlich gibt es noch hunde, die ein ausgeprägtes schnüffelbedürfnis haben
(bei manchen rassen wie dem beagle kombiniert mit einem ausgeprägten fressbedürfnis).
wird diese neigung nicht ausreichend ausgelastet –
zum beispiel durch suchspiele, die der mensch dem hund anbietet –
dann macht sich der hund selbständig daran, sein bedürfnis auszuleben.

in solchen fällen können die suchspiele (mit oder ohne leckerchen als suchobjekt) sogar dazu führen,
dass der hund weniger dazu neigt,
unterwegs alles mögliche aufzuspüren und zu fressen.

das schnüffelbedürfnis wird nämlich durch ausreichend suchspiele
(und ausreichend anspruchsvolle nasenarbeit!) bereits gestillt.
und wenn die guten sachen aus dem leckerchen-beutel des menschen kommen,
lässt sich sogar das fressbedürfnis etwas umlenken.

ob der hund nun dazu neigt, unterwegs dinge vom boden zu fressen oder nicht,
die suchspiele ändern daran nichts.

in jedem fall braucht der hund eine auslastung für die fähigkeiten seiner nase
und geistige auslastung sowieso (die beim hund häufig durch die nase geht).
grund genug, ihm vernünftige suchaufgaben anzubieten, die ihn auch wirklich fordern.
gern mit leckerli und für die fortgeschritteneren dann gern auch ohne leckerli. 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.