wenn wir von der auslastung für alte hunde sprechen, ist hier in erster linie die geistige auslastung gemeint.
die körperliche auslastung über spaziergänge braucht es natürlich auch –
allerdings nur so weit, wie der hund körperlich noch belastbar ist.
während manche bis ins hohe alter fit und mobil sind,
gibt es bei anderen probleme durch erkrankungen im bewegungsapparat
oder durch die alternsbedingt nachlassende ausdauer.
dann ist erst recht die geistige auslastung für den hund wichtig!
dabei gilt es aber beim alten hund einiges gesondert zu beachten.
gleich vorweg: natürlich gilt beim alten hund genau dasselbe, was auch bei allen anderen gilt.
die auslastung soll nicht unterfordern und darf schon gar nicht unterfordern.
sie soll in erster linie dem hund spaß machen (nicht primär dem menschen oder seinem ehrgeiz)
und sie muss dem hundetyp entsprechen.
(mehr zu den hundetypen und der typgerechten auslastung gibt es demnächst im kostenlosen webinar „welche auslastung für welchen hundetyp?“ für das du dir gleich hier deinen platz sichern kannst:
beim alten hund kommt es zusätzlich noch auf folgendes an:
1. auch alte hunde wollen kopfarbeit
wer denkt, alte hunde wollen sowieso nur noch schlafen und ihre ruhe,
der hat nur teilweise recht.
natürlich sind (ganz) alte hunde ruhebedürftiger und nicht mehr so aktiv.
das heißt aber noch lange nicht,
dass sie mit nur mehr schlafen, fressen und kurz raus gehen alleine glücklich wären.
ganz im gegenteil: gerade weil ihr unternehmungsradius meist schon eingeschränkter ist,
freuen sie sich über die bereicherung ihres alltags mit denkspielen, schnüffelaufgaben oder einfachen tricks.
das wichtigste bei der kopfarbeit für alte hunde ist daher: dass sie stattfindet!
viele ältere semester blühen dabei richtig auf
und man sieht ihnen an, wie froh sie sind, nicht auf dem beschäftigungs-abstellgleis gelandet zu sein.
2. kurze und knackige einheiten
allerdings lässt die konzentrationsfähigkeit im alter etwas nach.
es wirkt dann schnell, als hätte der hund „kein interesse mehr“.
dabei ist es ihm nur zu lange oder zu viel geworden.
wo junge hunde vielleicht hibbelig werden oder hektisch bei den übungen,
trollt sich so manches ältere semester einfach.
was den falschen eindruck erweckt, dass sie kopfarbeit nicht mehr so mögen.
dabei war es nur zu viel auf einmal.
wichtig ist auch, der frustrationsgefahr vorzubeugen.
wenn zu langes üben, zu langweilige aufgabenstellungen
oder aber zu schwierige aufgaben führen zum frust.
für den sind manche ältere hunde besonders anfällig.
fast so, als würden sie denken „jetzt krieg ich das auch nicht mehr richtig hin“
(so wie ältere menschen oft drunter leiden, nicht mehr alles machen zu können)
und genau das wollen wir ihnen natürlich ersparen.
bei der kopfarbeit können wir das zum glück auch,
indem die übungen entsprechend angepasst werden.
3. bewegungsarme auslastungsvarianten
viele ältere hunde oder auch solche, die krankheitsbedingt eingeschränkt sind,
plagen sich mit auslastungsformen, die viel bewegung erfordern.
lange fährten oder trails gehen, große flächen absuchen oder dummies über weite strecken apportieren,
das ist den hundesenioren meist körperlich zu anstrengend oder verursacht beschwerden.
körperliche schonung und bewegungsarme denk- und schnüffelspiele sind daher angesagt.
hat der hund bislang gern nasenarbeit gemacht,
dann kann man zum beispiel umsteigen auf verschiedene formen von geruchsdifferenzierung
(ölsorten unterscheiden lassen, gewürze erkennen oder geruchsmemory spielen),
die erfordern alle kaum mehr bewegung als ein anstupsen mit der pfote oder der nase.
bei den denkspielen besteht das problem viel weniger,
die meisten davon lassen sich sowieso im sitzen oder mit nur ein paar schritten bewältigen,
im notfall geht es sogar im liegen.
die verschiedenen denkspiele mit klopapierrollen, die hier im blog schon vorgestellt wurden
(siehe die ersten klopapierrollen-spiele hier und die zusätzlichen hier)
lassen sich alle problemlos auf kleinster fläche ausführen.
4. an die sinnesleistungen angepasste aufgaben
man übersieht es leicht, wenn die sinnesleistungen des älteren hundes nachlassen.
am meisten merkt man die schwerhörigkeit,
wenn nämlich der hund nicht mehr gut auf die stimme des menschen oder akustische signale reagiert
(und tatsächlich eine organische ursache dahintersteckt, keine selektive schwerhörigkeit 🙂 ).
aber auch die augen lassen oft mal nach,
der hund sieht dann deutlich schlechter oder fast gar nichts mehr
und hat dann natürlich probleme mit allen aufgaben, die optisch aufgebaut werden.
farben unterscheiden, markierungen erkennen oder über hindernisse steigen, geht dann nicht mehr gut.
die geistige auslastung für den alten hund muss daher angepasst werden an das,
was er noch gut verarbeiten bzw. ausführen kann.
nicht vergessen: wenn der hund schlecht hört,
dann hört er startsignale, markersignale und stimmliches lob auch nicht mehr gut und bekommt kein genaues feedback mehr!
also gut drauf achten, dass man entweder ein noch hörbares markersignal hat
oder schnell genug dran ist mit der futterbelohnung, wenn der hund bestätigung braucht.
da bei vielen hunden im ganz hohen alter auch kognitive fähigkeiten nachlassen können,
sollte man außerdem darauf achten,
dass man lernschritte sehr langsam steigert und dem hund genug zeit lässt,
etwas zu verstehen und zu verarbeiten,
was er früher in null komma nichts drauf gehabt hätte.
5. auch alte hunde lernen neue tricks
„ein alter hund lernt keine neuen tricks mehr“ sagt ein sprichwort
und irrt!
hunde lernen ihr leben lang
und selbstverständlich kann auch ein alter hund noch neues lernen.
mehr noch: auch alte hunde haben spaß daran, neues kennenzulernen
und neue aufgaben zur geistigen auslastung gestellt zu bekommen!
zwar mögen viele ihre liebgewordene routine,
aber gelegentlich was neues, eine neues spiel, ein neuer zielgeruch –
das macht auch dem alten hund spaß.
vorausgesetzt es wird so aufgebaut, dass er seine lernerfolge einheimsen kann.
dann spricht aber nichts dagegen, ihn immer wieder mal mit einem neuen denkspiel zu konfrontieren
oder ihm einen neuen trick beizubringen.
zugegeben wird es für den menschen zunehmen schwieriger, noch was neues zu finden,
wenn er mit dem hund im lauf der jahre schon viel gemacht hat.
aber anregungen und ideen lassen sich immer finden
und es hält auch den menschen im kopf flexibel, wenn er sich immer wieder was neues für den hund einfallen lassen kann.
je länger wir mit jemandem zusammenleben und einen gemeinsamen alltag gefunden haben,
desto größer ist das risiko, in einen gewissen alltagstrott zu verfallen
und alles so laufen zu lassen, wie wir es eben gewohnt sind.
das gilt auch für unser zusammenleben mit dem hund –
es wird ihm aber nicht gerecht, wenn wir uns nur aufs altgewohnte
(gassi-gehen, füttern, zweimal leckerli suchen im garten, schlafen lassen) beschränken.
also auf: sich mal kritisch überprüfen, wie die geistige auslastung für den alten hund ausschaut
und ausprobieren, was ihm neues, anderes oder zusätzliches spaß machen würde!