das timing spielt in der hundeerziehung gleich in mehrere hinsicht eine wichtige rolle:
beim erlernen einer aufgabe, für die verlässlichkeit einer übung und beim lösen von problemen.
beim stichwort timing denken wir meist an exaktes belohnen des hundes.
er muss ja die bestätigung – in welcher form auch immer die kommt – im exakt richtigen moment bekommen,
damit wir auch wirklich das gewünschte verhalten bestätigen und nicht etwas ganz anders.
das ist wichtig und richtig so.
aber noch lange nicht alles.
man muss in der hundeerziehung noch viel öfter den richtigen moment erwischen.
erst recht, wenn der hund das eine oder andere problem hat
oder wenn man unerwünschtes verhalten wieder los werden möchte.
(zu letzterem thema gibt’s noch wesentlich mehr zu sagen, das findet dann platz im neuen (kostenlosen) webinar „was tun bei unerwünschtem verhalten“ am freitag, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst:
ungleiche uhren
der richtige zeitpunkt in der hundeerziehung deckt sich nur leider nicht mit den emotionalen und psychischen bedürfnissen des menschen,
die nach einer anderen uhr ablaufen.
ein beispiel:
wenn der hund irgendwas hinterher setzt (einem anderern hund nachläuft, einem radfahrer hinterher rennt, einem hasen nachjagt…),
dann rufen wir in in genau dem moment – unabhängig davon, wie sinnvoll das angesichts des trainingsstands des hundes ist.
denn unser eigenes bedürfnis ist, dass er sofort damit aufhört und wieder bei uns ist.
ein anderes beispiel:
wenn der hund die nerven verliert und an der leine einen anderen hund lautstark anpöbelt,
dann wollen wir in genau dem moment etwas dagegen tun.
jetzt sofort wieder die kontrolle erlangen.
es funktioniert nur nicht.
wir möchten in dem moment etwas verändern,
wo uns das verhalten des hundes am wenigsten passt oder am meisten stört.
was nur allzu verständlich ist.
dummerweise sieht das aus der perspektive des hundes ganz anders aus.
er soll in dem moment,
wo es für ihn am allerschwersten ist,
wo seine impulse und seine aufmerksamkeit in eine ganz andere richtung gehen,
etwas tun, was er noch gar nicht wirklich kann
und was er nicht ausreichend geübt hat
(sonst gäbe es das problem nämlich nicht).
das kann nur schief gehen!
der frust beim menschen ist genauso vorprogrammiert
wie das einlernen von einem unerwünschtem verhalten beim hund.
denn natürlich speichert der jedesmal was ab,
wenn er pöbelnd in die leine brettert
oder vom lauten rufen des menschen angefeuert irgendwem hinterherrennt.
das problem wird dadurch immer größer statt kleiner.
probleme löst man nicht in der problemsituation
wenn man ein solches problem lösen will,
braucht es eine ganz andere herangehensweise:
ein problem lässt sich nicht in der situation lösen, in der es auftritt.
das hat einen vorlauf und es braucht den richtigen umgang mit zeit:
ein paar sekunden oder minuten:
richtiges timing im moment und ein rechtzeitiges einschreiten des menschen verhindern,
dass eine blöde situation überhaupt entsteht.
oft sind es wirklich nur ein paar sekunden oder die eine oder andere minute –
bevor der hund so aufgeregt ist, dass er nicht mehr hört oder zu bellen anfängt,
bevor er sein limit erreicht hat, weil er mehr an gewünschtem verhalten noch nicht eingeübt hat.
ein paar tage oder wochen:
jeder hund muss erst mal lernen, wie er sich in manchen situationen denn richtig verhalten soll.
und dass muss er dann einüben und festigen, auch mit ablenkung.
das geht nicht von heute auf morgen.
wie lange das training dafür dauert, hängt ganz vom thema und der ausgangslage ab.
fest steht nur:
wenn man erreichen will, dass der hund eben nicht mehr an der leine pöbelt,
nicht mehr allem hinterherrennt oder besucher stellt, etc.
dann muss erstmal eine zeitlang geübt werden.
man muss also zeit investieren,
am besten rechtzeitig.
dann lassen sich auch die problemsituationen zunehmend einfacher bewältigen.
vorausschauende hundeerziehung
in der hundeerziehung muss man daher vorausschauend agieren.
sich immer überlegen:
was soll der hund richtigerweise machen?
ist er jetzt fähig dazu?
(und wenn nicht, ist es sinnlos, das zu verlangen oder seine signale 10mal zu geben)
und wie lange wird es dauern, bis er dazu imstande ist – sowohl von seiner inneren ruhe her als auch vom trainingsstand.
wenn man die zeitachse mitdenkt
und sich eine kleinen plan macht, was man bis wann üben will,
dann lassen sich erstaunlich viele probleme überraschend leicht lösen.
bis die zeitfrage dann nur noch lautet: kann ich die zeit mit meinem hund heute voll und ganz genießen…