die impulskontrolle beim hund wird meist dann zum thema, wenn er sie nicht hat.
jedenfalls nicht in bestimmten situationen.
wenn er beispielsweise bei hundebegegnungen an der leine zerrt,
wenn er besucher stürmisch anspringt
oder passanten am gartenzaun heftig verbellt.
die fehlende impulskontrolle ist dann auch tatsächlich ein problem.
(allerdings oft nicht das einzige.)
und das möchten wir schnellstmöglich lösen.
also her mit den übungen für mehr impulskontrolle am gartenzaun
oder wenn die tür klingelt, oder?
hmm, kann man versuchen, wird eher nicht funktionieren.
genauso wie es der impulskontrolle bei hundebegegnungen wenig bringt,
wenn der hund schön still sitzt, bis sein futternapf auf dem boden steht und freigegeben wird.
obwohl er auch dafür impulskontrolle braucht.
wieso ist das also so schwierig mit der impulskontrolle?
und was kann man nun sinnvollerweise tun, damit der hund mehr davon entwickelt.
detaillierte infos dazu mit den tipps, wie man impulskontrolle verbessern kann, das gibt’s ausführlich im (kostenlosen) webinar „bessere impulskontrolle beim hund“ am 26. november, zu dem du dich hier gleich anmelden kannst:
doch zuerst müssen wir verstehen,
was wir mit dem begriff impulskontrolle genau meinen
und dass der vielschichtig ist, weil impulskontrolle in stufen verläuft.
ganz allgemein verstehen wir unter impulskontrolle die fähigkeit des hundes (oder menschen),
nicht jedem impuls und jeder emotionalen regung sofort nachzugeben,
sondern sich zurückhalten und oder gar den impuls unausgelebt vorbeiziehen lassen können.
er soll also nicht beim anblick eines anderen hundes losbellen
oder beim wittern des nächsten komposthaufens davonziehen.
an die stelle eines impulsiven verhaltens, das der hund blindlings ergreift,
soll ein überlegtes verhalten treten, bei dem der hund gelassenheit und selbstbeherrschung an den tag legt.
daraus lässt sich schon erahnen, dass der hund
erstens dazu imstande sein muss und
zweitens selbstbeherrschung mal gelernt und eingeübt haben sollte.
sonst klappt es nämlich nicht.
am besten kann man sich den aufbau von impulskontrolle als stufenmodell vorstellen, das aus den folgenden 3 stufen (und einer halben dazwischen) besteht:
1. aufregungspegel reduzieren
impulskontrolle ist dem hund nur dann möglich, wenn ihn nicht der cocktail an botenstoffen und hormonen im körper und vor allem im gehirn zu impulsivem verhalten motiviert.
davon hängt nämlich ab, welches gehirnareal gerade besonders aktiviert ist und daher das verhalten steuert.
ist es das stammhirn mit seinen reflexen?
ist es das mittelhirn mit seinen emotionalen impulsen?
oder ist es das großhirn mit seinen überlegten reaktionen?
je höher der erregungspegel im hund ist, je mehr stresshormone sich im körper angesammelt haben,
desto mehr dominieren die emotionalen impulse
und desto schwerer fällt es dem hund, sich zu beherrschen
und nicht bei jedem trigger gleich heftig zu reagieren.
im ersten schritt müssen wir also mal die aufregung ausschalten,
damit der hund überhaupt die chance hat, impulskontrolle aufzubringen.
das garantiert noch nicht, dass er seine impulse auch tatsächlich im schach hält,
denn dazu braucht es mehr: die nötige erfahrung und übung.
2. prinzip geduld verankern
beim hund ist es nicht viel anders wie beim menschen.
wo kleinkinder noch kreischend an der supermarktkassa nach süßigkeiten verlangen
und gleich die verpackung aufreißen, wenn sie was erhaschen,
weil sie ihre impulse gar nicht kontrollieren können,
bleiben erwachsene ganz cool,
greifen vielleicht dezent zu, warten in der regel aber wenigstens bis nach der kassa,
bis sie zubeißen.
dass man nicht immer alles gleich haben oder tun kann,
ist eine lektion, die man als welpe und junghund genauso erst lernen muss wie das kleinkind.
warten können, sich zurückhalten können und auch mal was nicht bekommen,
das sind alles wichtige lektionen.
je selbstverständlicher es für den hund geworden ist,
dass nicht immer alles geht,
und dass ruhe und geduld der beste weg zum erfolg sind,
desto leichter fällt es ihm und desto bessere impulskontrolle entwickelt er.
impulskontrolle ist also die folge von (freundlich gesetzten) grenzen,
die der hund gelernt hat.
sie braucht übung, ähnlich wie ein muskel.
und schließlich: sie muss sich als erfolgreiche strategie im leben herausgestellt haben.
wenn ein hund verstanden hat, dass unabhängig von der situation (!)
gelassenheit und geduld sich am meisten bewähren,
dann hat er das als prinzip für sein verhalten verankert und kann leichter darauf zurückgreifen.
auch dann, wenn es schwierig wird und heftige impulse auftauchen.
3. starke impulse kontrollieren
impulskontrolle im normalen alltag ist das eine,
stark emotional aufgeladene situationen mit heftigen impulsen sind aber das andere.
die müssen extra geübt werden und am besten ritualisiert ablaufen.
schließlich macht es einen unterschied aus,
ob man ohne großen hunger aufs abendessen wartet, bis der napf vor einem steht,
oder ob man völlig ausgehungert unterwegs einen leckeren happen findet und den nicht anrühren sollte.
nur mal so als vergleicht genommen.
bevor wir auf die starken impulse genauer eingehen, aber ein wichtiger halbschritt:
ursachenforschung!
bevor wir „nur“ an der impulskontrolle in schwierigen situationen trainieren,
muss noch die frage geklärt werden: was ist der grund für das heftige verhalten?
welche emotion steckt dahinter?
denn wenn da ein trauma oder eine große angst beteiligt sind, muss man erst die angehen
und kann nicht am symptom rumdoktern.
die heftige reaktion durch impulskontroll-übungen unterdrücken wollen,
solange die zum beispiel die angst dem hund noch in den knochen steckt, das bringt nichts.
erst wenn klar ist, dass „nur“ die große aufregung über die jeweilige situation
(und die damit verbundenen bisherigen lerneffekt)
schuld am impulsiven verhalten des hundes sind, können wir daran gehen, das zu trainieren.
je stärker ein impuls ist, desto schwerer ist er natürlich zu kontrollieren.
es ist leichter, nicht an der leine zu ziehen,
wenn sich rundum nichts spannendes tut
und man nur ruhig ein wenig vor sich hinschnüffelt.
ganz anders sieht es aus, wenn man dem liebsten spielkameraden entgegenmarschiert
oder den hündischen todfeind auf sich zukommen sieht!
solche situationen brauchen extra übung.
und das schrittweise!
hier passieren übrigens die meisten fehler:
man übt ein bisschen an der impulskontrolle in einfachen alltagssituationen
und möchte dann, dass der hund auch bei der hundebegegnung (oder was immer)
genauso cool bleibt.
das schafft er aber nicht auf anhieb.
er muss nach den leichten übungen erstmal etwas weniger leichte,
dann mittelschwere und dann allmählich immer schwerere üben –
und zwar so, dass ers im im prinzip „gelassenheit und geduld bringen das meiste“ bestätigt sieht.
dann erst kann er irgendwann auch starke impulse gut kontrollieren.
kleiner extratipp:
wenn man die besonders schwierigen situationen nach dem immer gleichen ritual ablaufen lässt,
hilft das dem hund sehr.
die macht der gewohnheit macht es auch dem hund dann leichter, ruhe zu bewahren.
weitere tipps gibt’s dann im webinar „bessere impulskontrolle für den hund“ demnächst.