wie lang man mit dem hund denn täglich spazieren gehen soll, ist eine recht häufig gestellte frage. ‚
eine berechtigte frage.
schließlich wollen wir dem hund möglichst gut gerecht werden.
sie lässt sich aber nicht so einfach beantworten.
ein schlichtes „1 stunde“ (oder 2 stunden oder eine halbe stunde) trifft es nämlich nicht.
die bedürfnisse der hunde sind sehr unterschiedlich.
viel hängt auch von den rahmenbedingungen ab.
also wo der spaziergang stattfindet, wie er verläuft und was sich drumherum tut.
drum wollen wir uns das mal genauer anschauen.
1. wieviel bewegung braucht der hund?
das bewegungsbedürfnis von hunden variiert stark.
je nach rasse, hundetyp, alter und gesundeheitsstatus.
ein gesunder erwachsener hund einer lauffreudigen rasse braucht natürlich andere spaziergänge als ein welpe, ein alter hund mit hüftproblemen oder ein kurzbeiniger und kurznasiger hund mit atemproblemen.
so weit ist das ja klar.
und meist weiß man das für den eigenen hund recht gut.
allerdings wird häufig die aktuelle verfassung übersehen.
es gibt tage, wo auch der fitte jungspund müde ist und es lieber ruhiger angehen lassen würde.
oder wo der nicht so fitte oldie sich frisch und munter fühlt und gern etwas weiter laufen würde.
die häufigsten fehler, die mir begegnen:
– man geht grundsätzlich zu lang (täglich 2-4 stunden) mit dem hund, weil man es besonders gut machen will.
– man verlangt vom welpen zuviel, weil er ja so munter wirkt (was meist der stress ist) und man die körperliche überforderung in der
entwicklungsphase nicht mitbedenkt.
– man geht nur kurz oder gar nicht jeden tag, weil der hund ja sowieso einen großen garten zur verfügung hat (der kann den spaziergang nicht
ersetzen!)
– der spaziergang wird dem hund zu belastend, auch wenn er körperlich fit genug wäre (siehe die nächsten punkte).
woran erkennt man nun, ob’s zuviel oder zu wenig war?
mein tipp:
wenn der hund unterwegs zu hecheln anfängt, die ohren nach hinten legt oder sonstige stresszeichen zeigt, war’s zuviel.
erst recht,, wenn der welpe sich hinlegt und gar nicht mehr weitergehen mag.
das gleich gilt, wenn er danach so richtig überdreht ist und gar nicht zur ruhe kommt.
zu wenig ist es meist dann, wenn der hund gar nicht recht heimgehen mag (da gibt’s aber auch andere gründe dafür),
wenn er den ganzen tag hindurch unausgelastet wirkt
und wenn sich das dann ändert, wenn man mal ein paar tage lang mit ihm länger unterwegs war.
2. wie frei kann er sich bewegen?
wieviel der spaziergang zur angenehmen auslastung des hundes beiträgt
oder aber wie anstrengend er ist, hängt wesentlich von einer sache ab:
wie frei und im eigenen tempo sich der hund bewegen kann.
eine stunde frei durch wiesen oder wälder laufen, ist schließlich ganz was anderes, als eine stunde an kurzer leine durchs siedlungsgebiet stapfen!
an der (kurzen) leine laufen,
sich dem tempo des menschen anpassen,
womöglich noch die invidivualdistanz unterschreiten,
das alles kostet impulskontrolle und kraft.
da kann ein spaziergang ganz schnell ziemlich anstrengend werden!
mein tipp:
am liebsten ist es dem hund natürlich, wenn er beim spazierengehen frei laufen darf.
geht das (aus welchen gründen immer) nicht,
dann ist er für jeden extra meter an der schleppleine dankbar.
(ich verwende zum beispiel bei meiner jagdfreudigen hündin im wald eine 15m leine).
natürlich muss der hund gelernt haben, an lockerer leine zu laufen – egal, wie lang die ist.
sonst wird es mit der schleppleine für den menschen schnell ungemütlich.
für den hund ist das ziehen an der leine sowieso ungemütlich, egal wie lang die ist.
also ein grund mehr für vernünftiges leinentraining.
wie oft am tag soll man gehen?
bevor wir diese frage beantworten, ein kleiner hinweis:
der hund muss natürlich öfter am tag raus, um seine geschäfte verrichten zu können.
das zähl ich jetzt mal nicht als spaziergang, auch wenn es natürlich beim spazierengehen ebenfalls gemacht werden kann.
ob jenseits vom kurzen mehrmaligen gassi-führen der hund einen richtig langen spaziergang
oder aber zwei nicht ganz so lange spaziergänge am tag bekommt, ist meist geschmackssache.
oder abhängig davon, welches gelände man zur verfügung hat:
wer erst mit dem auto oder bus irgendwohin fahren muss,
wo man dann schön spazieren gehen kann, der wird das eher auf einmal täglich beschränken.
wer die spazierwege direkt am haus hat, hat da mehr möglichkeiten.
ein faktor ist das für den hund nur dann, wenn der eher ängstlich und unsicher oder sehr gestresst ist.
dann nämlich sind kürzere (ruhige) spaziergänge, bevorzugt immer dieselben strecken, für den hund besser, als einmal ein ganz langer, der ihm schnell zu viel wird.
mein tipp:
hunde, die irgendeine körperliche oder psychische einschränkung haben, sind meist mit kürzeren spaziergängen besser dran.
für alle anderen ist es geschmackssache.
(solange es nicht immer die selbe kurze runde tagein tagaus ist).
was passiert beim spazierengehen alles?
einen unterschied macht auch, ob der hund beim täglichen spazergang einfach so vor sich hinläuft, schnüffelt, wo er mag und seiner wege geht.
oder ob er dabei auch diverse übungen macht, sei es nun grunderziehung üben, ein paar tricks einbauen oder das eine oder andere schnüffelspiel.
je mehr oder je anstrengendere übungen vorkommen, desto anstrengender kann ein spaziergang werden.
wenn eine stunde spazierengehen aus 30 minuten üben und 30 minuten frei laufen besteht,
ist das schließlich was anderes als 60 minuten nur vor sich hin laufen.
wenn man in einer stunde 10 anderen hunden begegnet,
ist das was anderes, als wenn es nur ein oder zwei oder gar keiner sind.
erst recht macht das einen unterschied, wenn der hund andere hund entweder gar nicht mag oder aber mit mehreren anderen dann spielt.
mein tipp:
je mehr während des spaziergangs passiert, desto schneller wird der hund müde und desto mehr muss man aufpassen, dass es nciht zuviel wird.
was nun nicht heißt: eine halbe stunde mit möglichst vielen begegnungen und übungen ist das beste.
schließlich braucht der hund auch seine körperliche bewegung, dann eben mit weniger üben und begegnungen.
wieviele sinneseindrücke hat er zu verarbeiten?
wie „viel“ ein spaziergang für den hund ist, hängt nicht zuletzt davon ab, was er dabei alles zu verarbeiten hat.
jeder spaziergang bietet eine fülle an wahrnehmungen über die sinne, die der hund zu verarbeiten hat.
viel zu sehen.
viel zu hören.
viel zu fühlen.
viel zu reichen.
beonsders letzters, diese intensiven gerüche!
da kann ein spaziergang quer durch den ort ebenso viele sinneseindrücke bieten, wie ein ausflug in den wald.
je neuer, je ungewohnter und je mehr davon, desto mehr hat das hundehirn zu tun.
das soll es ruhig auch – nur eben nicht bis zur überlastung.
als menschen unterschätzen wir gerne, wie anstrengend das für uns gewohnte für den hund ist oder aber wie intensiv das für uns gar nicht wirklich wahrnehmbare (stichwort gerüche!) sein kann.
mein tipp:
der hund reagiert auf eine überlastung des nervensystems recht rasch mit deutlichem stress.
am besten genau auf stresszeichen achten, vor allem in reizreichen umgebungen.
und vorab überlegen, welche strecken für den eigenen hund wohl aufregend sein werden oder zu viel werden könnten.