assistenzhunde, therapiehunde, blindenführhunde haben eines gemeinsam: den härtesten hundejob der welt!
die (sozialen) medien sind voll mit berichten, was hunde alles an tollen leistungen für menschen erbringen.
vor allem auch für menschen mit besonderen bedürfnissen:
– sie helfen menschen im rollstuhl mit alltagsaufgaben
– sie führen menschen mit sehbehinderungen durch unsere städte und durchs leben
– sie geben menschen mit psychischen problemen halt und sicherheit
– sie warnen epileptiker oder diabetiker, wenn eine kritische episode heran dräut
– sie helfen menschen mit sozialen ängsten unter menschen ruhiger und gelassener zu bleiben
– sie spenden alten und kranken trost und freude in pflegeheimen
– sie unterstützen die psychische entwicklung von kindern und jugendlichen oder patientInnen in therapeutischem setting
und so weiter….
und sie machen das in aller regel ganz wunderbar!
hunde haben selbst ohne spezielle ausbildung diese eigenschaft, menschen zu beruhigen.
wir wissen aus studien, dass alleine ihre anwesenheit den blutdruck senkt, die stresswerte beim menschen absinken lässt und uns ruhiger werden lässt.
man kann hunde nur dafür bewundern, was sie alles bewirken!
wieviel gutes sie für uns tun.
aber…
nur weil hunde was gut können, ist es nicht auch gut für die hunde!
nehmen wir mal den beliebten einsatz von therapiehunden mit kindern, in krankenhäusern oder in der altenpflege –
und schauen wir uns dann genau an, was die hunde dabei ausdrücken.
nur allzuoft sieht das nämlich so aus:
kein wunder! die situation ist auch wirklich stressig für den hund.
heißt das jeder therapie-hund, hat immer stress?
nein natürlich nicht.
aber viel zu viele hunde haben viel zu oft stress im „therapie“einsatz.
(schaut auch nur mal dir broschüren und fotos der jeweiligen vereine an…)
oder nehmen wir die arbeit von blindenführhunden.
für den menschen ist das zweifellos eine unschätzbare hilfe.
aber was der hund dabei leisten muss!
er muss lange strecken körperlich eingeschränkt durch das führgeschirr in fußposition gehen (das alleine ist schon irre anstrengend),
er darf keiner einzigen normalen regung eines hundes nachgeben: nirgends schnüffeln, sich für keinen anderen hund interessieren, nicht ausweichen, wo er das gerne würde,….
er muss sich die ganze zeit konzentrieren und volle leistung bringen.
das ist eine enorme belastung, die selbst bei optimal organisiertem ausgleich für den hund kaum zumutbar ist.
(und diesen optimalen ausgleich gibt es bei weitem nicht immer).
oder nehmen wir einen assistenzhund, der einem menschen mit posttraumatischer belastungsstörung zur seite steht.
sein anforderungsprofil (erst neulich von einem betroffenen menschen geschrieben):
„Ein PTBS-Assistenzhund muss in jeder Situation cool bleiben können, sich nicht durch die Flashbacks, Panikattacken usw. verunsichern lassen und dennoch sensibel genug sein, um zu merken, dass der Assistenzhundenehmer Hilfe braucht. Diese charakterlichen Voraussetzungen erfüllen nur die allerwenigsten Hunde.“
ich stimme nicht zu.
diese voraussetzungen erfüllen nicht nur „die allerwenigsten hunde“ nicht, sondern keiner!
24 stunden am tag, 7 tage die woche mit einem menschen zusammen zu leben, der unter enormer psychischer anspannung steht, der erratisches verhalten an den tag legt in folge seiner erkrankung und dabei als hund immer cool bleiben und hilfe leisten, das geht einfach nicht.
selbst der am besten geeignete hund schafft so eine belastung auf dauer nicht.
dabei haben wir jetzt noch gar nicht über die ausbildung der hunde geredet!
es gibt zwar leuchtende ausnahmen, die freundlich arbeiten.
aber man darf sich nicht der illusion hingeben, dass in der ausbildung von assistenz- oder blindenführhunden automatisch nur modernste und beste methoden zum einsatz kommen.
da wird genauso an der leine geruckt, mit strafe gearbeitet, der hund unter druck gesetzt wie im sonstigen hundetraining auch.
hunde werden ausgebildet, auch wenn sie eigentlich nicht geeignet, so unsicher oder zu sensibel sind.
und die ausbildung muss rasch erfolgen und früh, damit die „nutzungsdauer“ des hundes lang genug ist und den aufwand rechtfertigt
(die hunde sind schließlich nicht ganz billig!)
tja, „nutzungsdauer“…
hunde sind keine nutztiere!
den hunden darf ihr soziales talent nicht zum nachteil werden!
sie sollen nicht „genutzt“ werden, um uns menschen zu diensten zu sein.
das zumindest ist meine tiefste überzeugung.
wenn ein hund von sich aus die neigung zum helfen hat –
und einige ganz wenige und seltene exemplare von denen hab ich kennen gelernt –
und dieses talent behutsam eingesetzt wird, ist alles gut.
solang der hund keine belastung daraus hat, solange er den nötigen ausgleich bekommt.
aber wer gibt uns das recht, andere lebewesen für uns arbeiten zu lassen,
wenn es über deren belastbarkeit hinausgeht? wenn die dadurch schaden nehmen?
jeder mensch, der sich im bereich assistenzhunde, servicehunde, therapiehunde & co engagiert oder selbst einen hat,
tut daher gut daran, die folgenden 3 fragen wirklich brutal ehrlich zu beantworten:
1. würde der hund sich diesen job selber aussuchen?
(oder würde er sich eher einen job als jäger, loch-buddler oder sofa-surfer suchen?)
2. wieviel energie und verzicht auf normales verhalten kostet der job den hund?
(die faustregel für hunde in schulklassen liegt z.b. bei maximal 2 einsätzen von 45min. pro woche)
3. was hat der hund davon?
(und wenn er schon wenig bis nichts davon hat, was bekommt er wenigstens als körperlichen, emotionalen und mentalen ausgleich?)
verantwortungsvoll handeln
das alles heißt nun nicht, dass ein hund auf gar keinen fall als assistenz- oder therapiehund eingesetzt werden kann.
es ist aber ein dringendes plädoyer dafür, diese jobs nicht zu romantisieren, sondern als das zu sehen, was sie sind:
härteste arbeit.
vor allem aber ein aufruf, sich gründlich zu fragen, ob es gerechtfertigt ist, einem hund diesen job aufzubürden.
und ob dann wenigstens die ausbildung und der arbeitseinsatz so hundegerecht, wie nur möglich, erfolgen.
nur mal so zum nachdenken….