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by brigid

Januar 6, 2019

im dritten spezialtipp für die hundeerziehung geht es um trigger. also um auslöser von bestimmten verhaltensweisen.
solche auslöser zu identifizieren ist ja die voraussetzung, um rechtzeitig eingreifen zu können – wie im letzten blog-beitrag beschrieben.

ein trigger ist das, was in der lerntheorie auch als „reiz“ bezeichnet wird:
also irgendetwas in der umgebung, das für das tier eine bestimmte bedeutung hat und daher zu einem bestimmten verhalten führt.

das kann etwas ganz offensichtliches sein:
der andere hund, der um die kurve kommt, oder ein kind, das kreischend wegläuft, oder das klingeln der türglocke.
es kann aber auch was wesentlich unauffälligeres sein:
eine bestimmte bewegung von dir oder die plötzliche spannung auf der leine, ein bestimmtes geräusch oder ein geruch.

trigger wirken deswegen so stark, weil der hund eine verknüpfung zwischen dem trigger und einer bestimmten emotion und einer bestimmten reaktion hergestellt hat. die situation wird also nicht „rational“ und neu bewertet, sondern der hund reagiert auf autopilot und ziemlich automatisch.

nicht immer ist das negativ:
wenn dein hund automatisch langsamer wird, wenn er merkt, dass die leine nicht mehr ganz locker durchhängt,
oder wenn er schon ganz aufmerksam reagiert, wenn du zum leckerli-beutel greifst, dann kann das auch ganz praktisch sein.

meist fallen uns aber jene trigger mehr auf, die zu unerwünschten verhaltensweisen führen.
also zum beispiel der anblick von anderen hunden, auf die der eigene mit zerren und bellen reagiert.
oder der aufspringende hase, dem unser hund jagdfreudig hinterher setzt.
oder der freundliche besucher, an dem der hund hochspringt.

und weil trigger eben stark automatisiertes verhalten auslösen, kann das auch so schwierig in den griff zu kriegen sein.
was also tun?
der trick im umgang mit triggern in der hundeerziehung besteht darin, sie umzuprogrammieren!
das heißt: der trigger soll zum auslöser für ein anderes verhalten werden, nämlich ein erwünschtes verhalten.

das erfordert natürlich ein umlernen, bei dem zuerst die automatisch ablaufende reaktion unterbrochen werden muss und dann eine neue emotion und ein neues verhalten aufgebaut wird.

dazu braucht drei dinge:

1. niedrige intensität

das wichtigste ist erstmal, dass der trigger im training so niedrig dosiert wie nur irgendwie möglich eingesetzt wird.
nur dann hat der hund die chance, nicht sofort und automatisch drauf zu reagieren.

wenn der trigger zum beispiel ein anderer hund ist und das gewohnte verhalten leinezerren und bellen ist,
dann muss dafür gesorgt werden, dass der andere hund zuerst mal in so großer entfernung ist
und der eigene hund so entspannt und ruhig drauf ist, wie es nur geht.

er soll also den trigger wahrnehmen, aber noch cool genug sein, nicht automatisch drauflos zu ballern.
er braucht noch einen klaren kopf, um ein anderes verhalten lernen zu können.
das muss man ihm natürlich schmackhaft machen!

2. spannende alternative

wer eine gewohnheit aufgeben soll, braucht dazu einen guten grund.
nur dann lohnt sich der aufwand, sein verhalten zu ändern auch wirklich!

für den hund heißt das: das neue verhalten muss erst mal sehr leicht sein
(also wenig energie kosten, wenig selbstbeherrschung verlangen, etc.)
und es muss sich so richtig lohnen!

wenn das auftauchen eines anderen hundes das verhalten „blick zu meinem menschen und ruhig bleiben“ auslösen soll,
dann muss das also am anfang das einfachste der welt sein (weil der andere hund noch weit genug weg ist)
und es muss das spannendste in dem moment sein (weil es dafür zum beispie große stückchen hühnerfleisch gibt).

3. konsequenz

eine bestehende verknüpfung umprogrammieren geht nur, wenn man ausreichend oft das ausreichend spannende alternativprogramm fährt.
es reicht also nicht, dem hund – der seit wochen (wenn nicht monaten oder jahren) andere hunde verbellt – ein paar mal hühnchen zuzustecken, wenn der andere hund in der entfernung sichtbar wird.

es erfordert eine weile konsequentes üben.
also JEDER hund bedeutet anfangs erst mal IMMER hühnchen.
auch dann, wenn der hund bereits halbwegs ruhig bleiben würde.

die neue verknüpfung entsteht durch wiederholung.
durch häufige wiederholung!
also dran bleiben.

die eigenen trigger nicht vergessen!

eine wichtige sache wird gern vergessen:
nicht nur der hund hat seine trigger!
wir menschen haben die natürlich genauso.

wir haben einerseits jene trigger, die ebenfalls automatisch unerwünschtes verhalten auslösen:

wenn ein anderer hund auftaucht (und unserer dann gern heftig reagiert), dann ist das natürlich auch für uns menschen ein trigger:
luft anhalten, leine kurz nehmen, anspannen….. lauter normale, aber völlig unbrauchbare reaktionen auf autopilot.

und auch wir müssen diese trigger für uns (nicht nur für den hund!) umprogrammieren –
nur dass uns dabei niemand hühnchen (oder schokostückchen) füttert.

andererseits können wir trigger auch gezielt und positiv für uns nutzen.
drum sind hier noch 3 tipps für den umgang mit unseren eigenen triggern:

1. trigger identifizieren

genau wie beim hund müssen wir natürlich auch unsere eigenen trigger und unsere eigenen automatischen reaktionen darauf erst mal herausfinden.
die sind ja nicht unbedingt bewusst.

also: was genau ist der trigger?
der anblick des anderen hundes? ein bestimmter abstand zum anderen hund? die tatsache, dass der eigene zu ziehen beginnt? oder dass er drohend starrt?
und was genau sind unsere reaktionen darauf, also welche verhaltensweise wird dadurch ausgelöst?

kennt man mal die trigger, kann man im nächsten schritt planen, welche verhaltensweise sie STATTDESSEN auslösen sollen.
also ausatmen und aufmerksamkeitssignal geben, statt anspannen und leine kurz nehmen bei hundebegegnungen beispielsweise.
am besten klappt’s, wenn man für jeden trigger einen genauen plan hat, welches erwünschte verhalten er denn bei uns selber auslösen soll.

2. mentaltraining

zum umprogrammieren des triggers wär’s zwar praktisch, wenn wir jemanden an unserer seite hätten, der uns für jede richtige neue reaktion schnell mal 100€ zustecken würde, aber solche helfer sind selten zu finden.

wir können uns aber helfen, indem wir die jeweilige situation in gedanken durchspielen.
wir denken an den trigger und führen dann möglichst real die gewünschte handlung aus – also ausatmen, muskeln entspannen, leine locker lassen, etc.  – oder stellen sie uns so real wie möglich vor, wenn wir sie im trockentraining nicht ausführen können.
wir stellen uns also vor, wie wir sofort beim auftauchen des triggers ein aufmerksamkeitssignal geben, mit dem hund an lockerer leine zur seite gehen oder was immer.

auch hier gilt: umprogrammieren braucht wiederholungen!
mental oder real.
also dranbleiben.

3. positive trigger setzen

wir können noch einen schritt weitergehen und uns gezielt auch positive trigger setzen.
dazu reicht es, sich ziemlich willkürlich umgebungsreize als trigger auszusuchen
und sie dann absichtlich und bewusst mit einer bestimmten emotion oder handlung zu verknüpfen.

man kann sich zum beispiel darauf programmieren, bei jedem baum, den man sieht, glücklich zu sein.
oder jedesmal, wenn man durch eine tür tritt, dran zu denken, dass man genug wasser trinken möchte,
was immer einem grade wichtig ist.

auf den hund bezogen könnte das etwa bedeuten, dass wir jedesmal lächeln, wenn wir unseren hund ansprechen (das sorgt für gute stimmung auf beiden seiten!)
oder dass wir bei jedem griff zur fernbedienung des fernsehers an denkspiele mit dem hund denken (und uns fragen, ob er heute oder die letzten tage auch welche bekommen hat).
oder was immer dir und deinem hund am besten weiter hilft!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.