einen ersten spezialtipp für die hundeerziehung hab ich heute für euch (zwei weitere folgen in den nächsten beiden wochen im blog).
er klingt vielleicht ein wenig ungewöhnlich.
oder nach „ja, eh…“
aber in meiner erfahrung ist es eines der themen, das ganz wenige hundemenschen wirklich schaffen.
und das macht dann einiges im training kaputt.
die rede ist vom warten!
wobei in diesem fall nicht der hund warten können soll.
(der muss das natürlich auch in gewissem ausmaß lernen, doch darum geht es heute nicht).
der mensch muss sich die kunst des wartens aneignen!
denn schauen wir uns doch mal an, was da gerne passiert:
du bist mit dem hund unterwegs, der schnüffelt ausgiebigst an einer spannenden stelle.
du möchtest aber weiter und rufst den hund daher
(würdest du kurz überlegen, wär dir vermutlich ohnehin klar, dass es in dem moment grad sinnlos ist – falls dein hund nicht gut trainiert ist).
wenn der hund nicht gleich kommt….
doch der reagiert nicht.
was machst du dann?
genau: du rufst noch mal.
oder nimmst das aufmerksamkeitssignal, das sonst so gut funktioniert.
oder greifst zu einem hilfsmittel wie klatschen oder lauter werden.
mit etwas glück reagiert der hund dann auf eines davon irgendwann doch.
aber natürlich hat er dabei gelernt, dass er gar nicht gleich kommen musst.
und wieso das ganze?
weil man es als mensch so schwer aushält, mal nichts zu tun.
und einfach zu warten.
nämlich erstens zu warten, bis der hund gut ansprechbar ist und ihn dann erst zu rufen.
objektiv gesehen geht es da vielleicht um 30 sekunden. länger dauert sowas selten.
(gefühlt kommt’s einem oft länger vor, jedenfalls länger als die eigene geduld reicht.
und der innere monolog erst: ich kann doch nicht jedesmal ewig rumstehen, der muss doch mal weiter, …..)
das zweite mal wäre das warten sinnvoll gewesen, wenn der hund aufs erste rufen nicht reagiert.
spätestens dann ist ja klar, dass es grad ein falscher moment (für den trainingsstand des hundes) ist.
der kluge mensch würde dann folgendes tun:
nichts.
die klappe halten.
einen moment warten.
und erst dann wieder rufen, wenn der hund wirklich sicher und sofort kommen wird.
schließlich will man ja nicht misserfolg auf misserfolg häufen und sich die ganze hunderziehung damit kaputt machen.
sollte man jedenfalls meinen.
wäre da nur nicht der drang, was zu tun (statt einfach zu warten)!
wer jetzt argumentiert, das wäre halt doppelt schwer, wenn der hund doch eigentlich folgen sollte,
und dass man sich dann halt ärgert und deswegen ungeduldig wird….
nun ja, schon.
aber auch wieder nicht.
denn bei übungen, wo es um gar nichts „geht“ außer um den spaß,
wo man sich also nicht ärgern muss und nicht vom hund erwartet, dass er „gehorcht“,
sieht das ganze auch nicht viel anders aus.
der hund ist noch vorsichtig damit beschäftigt, seine nase in den neuen, fremden tunnel zu stecken und sich damit vertraut zu machen?
schon spornt ihn der mensch an, wirft keksi um keksi in den tunnel und wirkt manchmal so, als würde er den hund am liebsten hinein schieben.
warum den hund nicht einfach machen lassen, in seinem eigenen tempo?
den hund machen lassen!
oder der hund ist mit einem suchspiel beschäftigt, läuft rum und macht eben das, was sinn und zweck der sache ist, nämlich suchen.
während der mensch da steht und dem ohnehin suchenden hund dauernd zuruft „such, such!“ oder gar losmarschiert, um ihm ein wenig zu helfen.
einfach, weil er es nicht aushält, nichts zu tun.
beim freien formen im clicker-training oder bei denkspielen ist die mangelnde fähigkeit, warten zu können, sogar eins der häufigsten hindernisse im aufbau von übungen. weil der hund gar nicht zum nachdenken kommt, nicht rumprobieren und auch mal einen fehler machen (und daraus lernen) kann, weil der mensch immer schon da steht und „helfen“ will.
stell dir einfach mal vor, du willst grad ein kreuzworträtsel lösen und jemand schaut dir dauernd über die schulter und sagt „da, da gehört …. hin; und da quer das wort….“. das ist doch nervig!
mein appell ist daher:
lasst die hunde doch mal machen.
lasst ihnen zeit zum lernen oder erkunden im eigenen tempo.
und übt euch im nichts tun, im warten.
das warten ist eine ganz wichtige kunst in der hundeerziehung!
übrigens: als ausgleich geht es im nächsten blog ums genaue gegenteil, ums prinzip „rechtzeitig was tun“.
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