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by brigid

Mai 17, 2020

beim leineziehen scheiden sich die geister.
meist entlang der hundegröße.

die mit den kleinen kümmert’s nicht viel.
wenn so ein zwerg zieht, spürt man das kaum.
jedenfalls nicht als mensch, als hund sehr wohl.

die mit den ganz großen, die penibles leinentraining betreiben.
weil sie sonst keine chance hätten.

und die große zahl derer mit den mittelgroßen oder normal großen.
die sich mit mehr oder weniger erfolg bemühen.
zählst du auch zu denen?

du hast geübt, dass dein hund nicht an der leine zieht und ihr schön entspannt gehen könnt.
wenn nix los ist, geht es ja auch. oder?
(falls es nur geht, solange du ein leckerli in der hand hast, gilt das nicht)

aber wehe, ein anderer hund taucht auf!
oder ein mausloch, oder ein spannender geruch, oder … irgendeine ablenkung!
oft reicht es, wenn man grad aus dem haus geht oder der hund einen schlechten tag hat…

dann ist schluss mit lockerer leine.
dann kann man froh sein, wenn man den hund noch halten kann.
oder hast du einen von jenen hunden, die das yo-yo-spiel an der leine perfekt beherrschen?

am ende der leine hängen. stehenbleiben. umdrehen. leckerli kassieren.
kurzer sprint ans ende der leine. stehenbleiben. umdrehen…. und so weiter.

zum verzweifeln!

wer hält das schon aus, so oft stehenzubleiben, oder?
irgendwann will man ja schließlich weiterkommen.

womit wir beim thema wären!

der hund zieht nur deswegen, weil es funktioniert
wir bringen es ihm versehentlich bei. und ärgern uns dann drüber.
blöd gelaufen.

lassen wir jetzt mal außergewöhnliche aufregungen außer acht.
schließlich erwarte ich von keinem rüden in voller manneskraft an einer hochläufigen hündin an lockerer leine vorbeizugehen.
ich wäre nicht mal frustriert sein, wenn ein verfressener hund zur halben wurstsemmel am gehsteig hinziehen versucht, wenn ich sie zu spät entdeckt hab.

aber fürs halbwegs normale leben erwarte ich mir die lockere leine.
das kann auch jeder hund lernen, ganz unabhängig von seiner größe.

zuerst müssen wir menschen aber lernen, ein paar weit verbreitete fehler zu vermeiden.
natürlich braucht es dann ein paar tricks fürs leinentraining, damit es flott geht.
die verrat ich dir am 27. mai im kostenlosen webinar „schluss mit dem lästigen leinenziehen“, zu dem du dich hier gleich anmelden kannst.

bis dahin kannst du ja schon mal überprüfen, welcher der häufigsten 5 fehler vielleicht auch dir passiert.

 

1. an der leine klammern

das leinentraining geht dem menschen eigentlich gegen die natur.
menschen sind primaten und auf greifen und festhalten programmiert.
das können unsere hände richtig gut und klammern sich im reflex schnell fest.

jetzt sind die primaten aber längst auf dem boden angekommen und halten eine leine in der hand. mit einem hund dran.
keine liane, wo das festklammern sinn machen würde.

hast du schon mal gemerkt, wie oft du dir die leine um die hand wickelst?
eben.
bloß nicht loslassen! bloß festhalten.
auch wenn’s gar keinen grund gibt dafür.

außer, dass wir die kontrolle behalten wollen.
und glauben, mit der leine könnten wir das.
dabei entgleitet uns gerade durchs festhalten die kontrolle über den hund.
der fängt im reflex nämlich genau mit dem an, was wir vermeiden wollen: mit dem ziehen.

wie man das mit einem kleinen trick vermeidet, hab ich in diesem video mal beschrieben

 

2. auf kraft setzen

die strategie, dem ziehenden hund an der leine mit kraft zu begegnen, ergreifen vor allem männer gern. aber nicht nur.

wenn der hund zieht, wird vom mann mit voller kraft dagegen gezogen.
dem hund wird gezeigt, wer der stärkere ist.

weil hunde, die so stramm an der leine geführt werden, in logischer folge dazu neigen, heftig zu werden, fühlt sich der mensch bestätigt.
er muss mit aller kraft dranhängen, sonst wäre der hund ja nicht zu halten!

gelegentlich kommt auch die klage, dass die frau mit dem hund gar nicht mehr rausgehen kann, weil sie bei einer begegnung mit einem anderen hund gar keine chance mehr hätte.

das kräftemessen an der leine hat aber nur einen effekt:
der hund verinnerlicht das prinzip: volle kanne reinstemmen bringt am meisten.
und er trainiert die dazu nötige kraft und muskulatur.

aus dieser sackgasse rauszufinden, ist gar nicht so einfach.
es müssen dafür nämlich beiden enden der leinen lernen, dass kommunikation statt kraft besser wirkt.

3. der gedanke „nicht ziehen“

ist dir schon mal aufgefallen, dass es immer heißt  „der hund soll nicht ziehen“?

nicht: der hund soll an lockerer leine gehen.
nein.
er soll nicht ziehen.

der kleine unterschied hat große auswirkungen.
unser unterbewusstes reagiert auf nein/nicht ein bisschen eigenwillig.
es löscht das einfach!
übrig bleib „ziehen“ und das nimmt der hund als programm.

was läuft dabei ab?

wir haben eine fixe erwartungshaltung, dass hunde ziehen.
diese erwartungshaltung wird bestätigt, wenn der hund zieht.
wir warten nur auf den moment, wo der hund das nächste mal zieht.
und dann wollen wir etwas tun, damit er nicht mehr zieht.

das bringt nur leider nichts (siehe auch die nächsten zwei punkte).
gefragt ist etwas ganz anderes:

das belohnen der lockeren leine.
das ist es ja, was wir haben möchten.
und erwünschtes verhalten zu belohnen, ist eine grundregel der hundeerziehung.

wir sollten uns also darauf konzentrieren, den hund dann zu loben oder zu belohnen, wenn er’s richtig macht und nicht warten, bis er zieht.

4. die strategie „stopp & go“

wenn der hund an der leine zieht, soll man stehenbleiben.
das hast du sicher auch schon gehört.
vermutlich auch schon probiert.

öfter.
mit wenig erfolg und wachsendem frust.
was eigentlich logisch ist, wenn man mal genauer hinschaut.

in der theorie stimmt es natürlich: der hund soll durch’s ziehen nicht weiterkommen.
sonst erreicht er damit ja, was er möchte.

in der praxis scheitert es an folgenden faktoren:

wir bleiben nicht sofort stehen, wenn der hund nur ein wenig zieht, sondern erst, wenn es nervig wird.  für den hund gibt es aber nur lockere leine oder ziehen, egal ob leicht oder stark.

wir bleiben nicht jedesmal stehen, wenn der hund zieht.
manchmal haben wir’s eilig, manchmal sind wir zu ungeduldig und auf die dauer nervt es einfach
damit gibt es für den hund aber keine klare regel und er macht das, was oft funktioiert und ihm näher liegt. ziehen.

wir bringen dem hund nicht bei, was er machen soll.
wenn er fürs brav an der lockeren leine leer ausgeht, woher soll er dann wissen, dass es so richtig wäre?

die methode „stopp & go“ bringt unterm strich eine variable belohnung fürs ziehen.
alles was variabel (also mal schon und mal nicht) belohnt wird, hält besonders gut.
kein wunder, dass der hund immer wieder ziehen will!

genauer hab ich die methode übrigens in diesem blog-artikel unter die lupe genommen.

 

5. die belohnung fürs ziehen

der hund bekommt fürs ziehen viel mehr belohnung als wir denken.
drum macht er es ja auch mit solcher hingabe.

erstens kommt er damit schneller weiter, das möchte er ja.
das ziehen wirkt also selbstbelohnend.

doch damit nicht genug.
wir belohnen den hund auch noch aktiv fürs ziehen.
je nach naturell fällt das unterschiedlich aus:

–  wir flöten dem hund hinterher  “na komm, zieh doch nicht so”
–  es kommt ein forderndes “nicht ziehen, langsam!“
–  wird es aufregend, ist schon mal ein lautes „aus jetzt“ oder ähnliches zu hören.
alles eine form von aufmerksamkeit.
alles eine form von lob vom menschen
oder gar ein anfeuern, wenn er unsere aufregung mit übernimmt.

ganz zu schweigen von den zweibeinern,
die unweigerlich zum leckerchen greifen, wenn der hund zu ziehen beginnt,
und es ihm vor die nase halten. dann geht er nämlich schon brav.
der hund lernt aber auch: ich muss nur ein wenig ziehen, schon taucht das keksi vor der nase auf.

alle diese reaktionen können nur eine einzige wirkung haben:
der hund zieht noch mehr.er kann gar nicht anders.

wir bringen ihm das sehr effizient bei. auch wenn es nicht unsere absicht war.

wäre es nicht viel schlauer, ihm gleich das richtige beizubringen?
das kostet zwar etwas selbstbeherrschung vom menschen und ein paar wochen üben am anfang, dafür hat man dann jahrelang ruhe vom lästigen leineziehen!
die passenden tipps dazu kannst du dir demnächst im webinar holen.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.