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by brigid

August 9, 2020

online hundeschule

überall findet man berichte, wie toll hunde bei der nasenarbeit sind,
welche unglaublichen riechleistungen sie vollbringen können –
und dann stellt sich der eigene hund so ungeschickt an!

ist seine nase weniger gut?
ist er unterbegabt beim riechen?
oder was ist da los?

online hundeschule

erstaunlich oft passiert bei einer suchaufgabe folgendes:
ein freudig erwartungsvoller hund bekommt sein startsignal und stürzt los zum suchen.
er läuft begeistert die suchfläche ab –
und xmal direkt am suchgegenstand (objekt, leckerli, zielgeruch…. was immer) vorbei.
grade so, als hätte er keine nase.

die hat er wohl.
bloß ahnung hat er keine.
er weiß gar nicht wirklich, was er suchen soll oder wie er die suchaufgabe bewältigken könnte.
denn häufig passieren uns beim aufbau eines suchspiels typische fehler, die den hund dann blockieren.

hier sind die häufigsten, damit du sie vermeiden kannst:

1. unklar, was zu suchen ist

überraschend oft weiß der hund gar nicht recht, was er suchen soll.
auch wenn er freudig losrennt und alles absucht.
wie soll er es aber finden, wenn er gar nicht weiß, was er sucht?

das passiert zum beispiel dann, wenn du bei der leckerlisuche immer – sagen wir – getrocknete lunge verwendet hast,
und dann hast du mal keine oder willst die suche spannender machen und verwendest ganz was anderes.
dein hund ist aber konditioniert auf getrocknete lunge
und das signal „such“ heißt für ihn „such getrocknete lunge“.
dann sucht er eben nur diese und findet daher nichts anderes.

etwas ähnliches passiert bei der objektsuche,
meist dann, wenn das objekt noch nicht ausreichend konditioniert wurde.
der hund weiß zwar, dass er einen gegenstand, den du ihm anbietest anzeigen oder bringen soll.
doch wenn der nicht mehr unmittelbar neben dir ist, weiß er nicht mehr recht, was tun.

die lösung: ausreichend gut konditionieren und sicherstellen, dass der hund weiß, was zu suchen ist.

2. suche mit augen statt der nase

für die suche gelten fixe regeln, die aus dem jagdverhalten des hundes stammen:
die leichteste beute ist jene, die man sieht,
dann die, die man hört (im gebüsch rascheln zum beispiel)
und erst dann jene, deren witterung man mit der nase verfolgen muss.

der hund geht nach dem prinzip vor: das leichteste zuerst.
was auch sinn macht, weil die nasenarbeit die meiste energie verbraucht
(einer der gründe, warum wir sie zur auslastung so gut einsetzen können).

daher versucht der hund auch unsere suchspiele zuerst mit den augen zu lösen.
wir müssen im trainingsaufbau gut aufpassen, dass das umschalten auf die nase auch wirklich stattfindet,
indem die suchaufgaben rechtzeitig (!) so gestaltet werden, dass sie mit den augen nicht mehr bewältigt werden können.

bei der verlorensuche beispielsweise muss das ganz früh im training passieren.
da geht der hund ja zuerst mit den augen vor, weil der verlorene gegenstand direkt hinter dem menschen natürlich gut zu sehen ist.
er soll aber ja lernen, der spur des menschen zu folgen, bis ein nach ihm riechender gegenstand auftaucht.
er muss also rechtzeitig auf nase „umgestellt“ werden.
sonst findet er später nichts mehr.

selbst bei einfachsten suchspielen ist das wichtig:
wer eine handvoll kekse für den hund ins gras streut, sollte ebenfalls auf die richtige strategie achten,
damit der hund tatsächlich sucht und nicht bloß (einigermaßen hektisch) leckerchen aufsammelt, die er grad noch sehen kann.

die lösung: von anfang an genau darauf achten, dass der hund wirklich die nase einsetzt.

3. rund um den menschen

überraschend oft sieht man bei suchspielen folgendes bild:
der mensch geht was verstecken,
oft mit einigem aufwand und durchaus weit weg vom hund,
dann versteckt er das ding, richtet sich auf,
geht zwei oder drei meter von der stelle weg
und ruft dem hund sein such-signal zu.

was lernt der dabei?
klar: ich suche im umkreis meines menschen,
denn zwei oder drei meter von ihm entfernt ist das versteck.

geht der mensch mal weiter weg
oder gar bis zum hund zurück,
bevor der hund sein startsignal bekommt,
findet der nichts mehr.

die lösung: von beginn weg immer und jedesmal nach dem verstecken ganz bis zum hund zurück gehen und ihm erst dort das startsignal geben.

 

4. fixer radius für die suche

uns menschen passiert es unweigerlich (wenn wir nicht bewusst gegensteuern),
dass wir in muster verfallen.
selbst bei den suchspielen für den hund.

ich habe eine 7000 m² große hundewiese für meine kurse,
also platz genug, den hunden ihre suchobjekte wirklich schwierig zu verstecken.
und was passiert?

kaum einer nutzt den platz auch nur annähernd aus
(ich selbst muss mich auch immer konzentrieren, das zu tun)
die meisten menschen gehen immer eine bestimmte anzahl von metern,
sie halten den selben radius rund um den hund ein – unbewusst natürlich, weil sich ein muster entwickelt hat.

der hund lernt dabei: mein suchobjekt oder leckerchen liegt im umkreis von 20 metern von mir.
liegt es mal deutlich weiter weg, scheitert der hund,
weil der gar nicht erwartet, dort noch was finden zu können
und weiter weg erst gar nicht sucht.

die lösung: zähl deine schritte, wenn du verstecken gehst, variiere sie bewusst und mache den abstand allmählich immer größer.

5. sprünge im trainingsaufbau

suchspiele müssen genauso korrekt aufgebaut werden, wie andere trainingsaufgaben.
das riechen muss der hund zwar nicht lernen,
aber er muss
– erstens verstehen, was er suchen soll und
– zweitens eine strategie entwickeln, wie er das am besten macht.

wir sind meist sehr genau bei den ersten paar schritten einer neuen aufgabe:
der hund lernt einen zielgeruch oder ein objekt anzuzeigen oder zu bringen, wenn es direkt bei uns ist.

dann denken wir: jetzt kann er’s und verstecken es gleich mal richtig.
statt 2 meter neben uns (und noch sichtbar)
ist das ding plötzlich 20 meter entfernt und im hohen gras verschwunden.
das ist aber ein sprung im trainingsaufbau, den der hund so nicht packt.
kein wunder, wenn er dann ein wenig planlos rumrennt und höchstens zufällig drüber stolpert.

die lösung: immer schön schritt für schritt und systematisch vorgehen im trainingsaufbau, damit der hund die aufgabe lernen kann, worum es geht.

man sieht: nasenarbeit ist nicht nur eine frage der nase.
der hund muss regeln lernen, es sind erwartungshaltungen im spiel und der hund entwickelt seine strategien.
das alles muss im trainingsaufbau berücksichtigt werden.
das gute: tut man das, dann lernen hunde rasend schnell und können wirklich knifflige suchaufgaben im handumdrehen lösen.

wenn du sicherstellen willst, dass du die nasenarbeit mit deinem hund korrekt aufbaust, dann hab ich zwei kurse mit bewährtem und systematischem trainingsaufbau für dich: den kurs „schnüffelnase“ (mit objektsuche, verloren-suche und geruchsdifferenzierung) und den neuen – und hitzetauglichen kurs „schnüffelspiele“ (mit geruchs-memory, dreidimensionaler zielgeruchssuche und ID-suche).

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.