es ist ja (vielleicht) niedlich, wenn einen der welpe voller begeisterung begrüßt oder aufgeregt rumzappelt, doch die überschwänglichen erwachsenen hunde sind dann weniger beliebt.
wenn 20 oder 30 kg stürmisch an einem hochspringen,
besucher schon an der tür halb umrennen oder sich beim anblick eines anderen hundes mit vollem gewicht in die leine werfen,
sieht die sache schon anders aus.
dieses verhalten ist im prinzip auf zwei ursachen zurückzuführen:
erstens einen generell erhöhten erregungspegel, der dem hund kaum noch impulskontrolle ermöglicht.
zweitens aber eingelernte und vom menschen falsch bestätigte verhaltensweisen im sinn von „das macht man so“.
meist beides.
doch die menschliche reaktion ist ungeachtet der ursache meist die selbe – und oft falsch.
diese fehler wollen wir uns heute mal vorknöpfen.
für die lösungen nehmen wir uns dann extra zeit und gehen sie demnächst im neuen webinar „chill doch mal“ gründlicher durch.
dem menschen geht es mit seinen reaktionen übrigens wenig anders als dem hund:
auch hier haben wir es mit einem (aber)glauben von „das macht man so“
und/oder mangelhafter impulskontrolle zu tun.
es verbindet uns oft mehr, als wir denken…
was also sollten wir besser bleiben lassen?
1. belohnen
was?
warum belohnen? keiner belohnt doch den hund für was, was er nicht machen soll?
hmmm
nicht absichtlich natürlich.
aber wenn man bedenkt, dass jede form von aufmerksamkeit,
jede form von zuwenden, ansprechen, signal geben etc.
beim hund als belohnung ankommt,
sieht die sache schon anders aus.
der hund springt uns zur begrüßung fast bis zur schulter –
und wir sagen: na komm, ist ja schon gut, lass dass oder irgendwas
und versuchen, ihn sachte von uns wegzuschieben.
für den hund alles belohnung.
der hund bellt am zaun oder weil er ein geräusch im haus hört oder weil er sich über einen anderen hund oder menschen aufregt,
und was tun wir?
wir erklären ihm: ist ja alles gut, passt schon, gut passt du auf, sei doch still, ….
oder wir seufzen entnervt (achtung, reaktion!) und versuchen ihn zu ignorieren,
und es wirkt alles als belohnung
(oder selbstbelohnung durchs immer weiter bellen).
daher gilt: zuerst mal nachschauen,
ob oder wie wir den hund für sein überschwängliches verhalten womöglich bestätigen.
(und das dann bleiben lassen)
2. bestrafen
bestrafen kann man den hund für sein stürmisches verhalten auch nicht.
denn erstens gilt auch hier wieder:
zuwendung, ansprechen und eine reaktion des menschen gelten als belohnung.
außer natürlich, das ganze fällt so drastisch aus,
dass der hund das als eindeutig negativ empfindet und eingeschüchtert aufhört.
was fatale konsequenzen hat.
der hund verknüpft die strafe ja nicht unbedingt mit seinem stürmischen verhalten
(schon gar nicht, wenn ein zu hoher erregungspegel als eigentliche ursache dahinter steckt),
sondern mit seinem menschen.
das stört die beziehung.
das verunsichert den hund.
der erwünschter lerneffekt bleibt sowieso aus.
weil ja der hund die strafe nicht auf sein verhalten bezieht
und weil strafe lerntheoretisch betrachtet nur dann wirken würde,
wenn sie jedes einzelne mal im genau richtigen moment und der genau richtigen stärke käme.
was kein mensch jemals hinkriegen kann – selbst wenn man die einschüchterung des hundes und die gestörte beziehung in kauf nehmen würde.
strafe führt außerdem zu stress beim hund, einem noch höheren erregugnspegel.
das letzte, was ein überschwänglicher hund aber braucht, ist noch mehr erregung.
dich macht sich zwar nicht unmittelbar im moment der strafe bemerkbar
(da setzt ja für ein paar minuten die verhaltensunterdrückung ein),
macht aber im weiteren verlauf zusätzliche probleme und den hund noch überdrehter.
3. unterdrücken
bleibt noch die option, den hund zur räson zu bringen,
indem man ihm mit strenger stimme ein sitz, platz, fuss, …. aufträgt
und über die eingeübten gehorsamsübungen für ruhe sorgt.
bei der weniger strengen variante wird der hund (notfalls immer wieder)
auf seinen platz geschickt, in seine box gebracht oder auf seine „entspannungsdecke“ verfrachtet.
die sanfteren varianten können in manchen fällen als notfallmaßnahme zwar helfen,
lösen aber das problem selber in der regel nicht.
die strengere version trägt wiederum zum anstieg der aufregung im hund bei
und fliegt einem früher oder später um die ohren –
wie der deckel eines druckkochtopfs, den man mit gewalt versucht, auf dem topf zu halten,
obwohl der druck im topf schon viel zu hoch ist.
außerdem lässt sich keine der varianten anwenden,
ohne nicht wieder bei punkt 1/belohnen oder punkt 2/bestrafen zu landen.
viel hilfreicher als die frage: wie kriege ich den hund dazu, weniger stürmisch zu reagieren?
wäre eine ganz andere frage: wie bringe ich meinem hund bei, impulskontrolle zu erlangen?
doch dazu dann mehr nächste woche im blog und mit ganz praktischen tipps demnächst im webinar „chill doch mal“.